Nordeuropa in Aschenwolke

Vulkanasche legt Flugverkehr lahm

Die Vulkan-Asche aus Island stürzt den Flugverkehr in Europa ins Chaos. Betroffen sind die größten Drehscheiben: London, Paris, Brüssel und Amsterdam. Hunderttausende Passagiere haben gestern vergeblich auf ihren Abflug gewartet. Auch heute ist mit schweren Behinderungen zu rechnen.

Morgenjournal, 16.4.2010

Wolke Richtung Frankfurt

Nach einem Vulkanausbruch auf Island hat eine riesige Aschewolke große Teile des Flugverkehrs in Europa lahmgelegt. Hunderttausende Passagiere warteten am Donnerstag vergeblich auf ihren Abflug. Die gefährliche Aschewolke vom Vulkan Eyjafjalla breitete sich immer weitere Richtung Osten und Südosten aus und hat am Freitagvormittag auch zur Sperre des größten deutschen Flughafens Frankfurt/Main geführt. Die Sperre des britischen Flugraums wurde indes bis Freitagabend verlängert. Der österreichische Luftraum dürfte laut Austro Control von der Aschewolke verschont bleiben.

Chaos seit gestern

Schon am Donnerstag mussten die Fluggesellschaften 7.000 Verbindungen absagen, teilte die Flugsicherheitsbehörde Eurocontrol in Brüssel mit. Für Freitag war kaum Entspannung in Sicht. Nachdem acht Staaten (Großbritannien, Irland, Belgien, die Niederlande, Norwegen, Schweden, Dänemark und Finnland) ihren Luftraum komplett geschlossen hatten, kam es in der Nacht auf Freitag in immer mehr mitteleuropäischen Flughäfen zu sperren. Betroffen waren 24 Flughäfen in Frankreich, darunter die beiden Pariser Großflughäfen sowie die deutschen Flughäfen Hamburg, Bremen, Hannover und Düsseldorf. Auch in Nordwestpolen wurde der Luftraum wegen der Aschewolke gesperrt.

Auch Frankfurt geschlossen

Der Flugbetrieb in Frankfurt/Main wurde schon in der Nacht stark eingeschränkt. Maschinen mit Zielflughafen Frankfurt durften auf Eurocontrol-Anweisung nur noch bis 06.00 Uhr Früh abheben, erklärte ein Flughafensprecher. Am Vormittag wurde wegen des Eintreffens der Aschewolke dann der gesamte Flugbetrieb eingestellt.

Heathrow schloss als erster

Am Donnerstag war unter anderem das wichtigste Drehkreuz in Europa, der Londoner Flughafen Heathrow mit 1.300 Flügen und 180.000 Passagieren täglich, gesperrt. Die ursprünglich schon für Freitag in der Früh geplante Lockerung der Flugverbote in Großbritannien wurde auf 19.00 Uhr MESZ verschoben. Schon am späten Donnerstagabend freigegeben wurden dagegen die beiden westirischen Flughäfen Shannon und Cork.

Auch österreichische Flüge betroffen

Bei der Austrian Group waren am Donnerstag 23 von 400 Flügen von Ausfällen betroffen. Am Freitagvormittag können fünf Flüge nicht stattfinden. Betroffen seien Verbindungen nach Kopenhagen, Stockholm, Amsterdam, Brüssel, Oslo, Göteborg und London, sagte eine AUA-Sprecherin.

Nördlich von Paris bis Prag

Austro-Control-Sprecher Markus Pohanka sagte in der ZiB24, dass die Aschewolke nach jetzigem Stand nördlich einer Linie "von Paris bis Prag" bleiben wird. Diese Prognose gelte bis Freitag 14.00 Uhr, doch könne sich "binnen kurzer Zeit" alles ändern. Wandere die Aschewolke weiter nach Süden, könne es auch zu einer Sperre des österreichischen Luftraums kommen, so Pohanka.

Mit 35 Km/h unterwegs

Nach dem Ausbruch erreichte die Aschewolke über Island eine Höhe von elf Kilometern und bewegte sich mit rund 35 Kilometern pro Stunde in südöstliche Richtung. Experten zufolge sind die Winde entscheidend. "Falls der Ausbruch weitergeht und Asche aufgewirbelt wird, könnten wir im nächsten halben Jahr immer wieder Unterbrechungen des Flugverkehrs haben", sagte Bill McGuire vom Londoner Gefahrenforschungszentrum.

Ö1 Kollege Johann Kneihs ist für ein halbes Jahr in Island. Er schildert seine Eindrücke

Island von Asche bedeckt

Tausende Hektar Land in Island waren von einer dicken Ascheschicht bedeckt, die Wolke verdunkelte den Himmel über dem Südosten der Insel. Experten zufolge nahm die Intensität des Ausbruchs noch zu. Die schottischen Behörden warnten die Bevölkerung vor einer Gesundheitsgefährdung durch die Aschewolke. "Menschen, die im Freien sind und Symptome wie brennende Augen, eine laufende Nase oder trockenen Husten spüren sollten in ihre Häuser zurückkehren", empfahl das schottische Gesundheitsamt am Donnerstagabend.

Austro Control

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Flughafen Wien

Flughafen Wien

Morgenjournal, 16.4.2010

Der Wiener Klimatologe Herbert Formayer im Gespräch mit