Sorge um europäische Währung

Schweiz kauft Euro auf

Nicht nur die EURO-Länder kämpfen in diesen Tagen mit milliardenschweren Rettungsschirmen um den EURO. Auch das Nicht-EU-Land Schweiz bangt um die schwächelnde europäische Einheitswährung. Jetzt kauft die Nationalbank Milliarden an Euro an.

Morgenjournal, 20.05.2010

Der Schweizer Franken gilt wie schon so oft in der Geschichte wieder als sicherer Fluchthafen und war zuletzt gegenüber dem Euro so hart wie nie zuvor. Export- und Tourismusindustrie stöhnen bereits unter der Franken-Aufwertung und die Schweizerische Nationalbank kauft um Milliardenbeträge Euro gegen Franken auf, um diesen zu schwächen und den Euro zu stützen. Experten warnen jedoch davor, dass diese Geldpolitik die Inflation anheizt.

Flucht in Schweizer Franken

Eigentlich hätte die Schweiz allen Grund zur Freude. Trotz Finanzkrise hatte sie weder gegen eine Immobilienblase noch gegen eine Kreditklemme zu kämpfen. Die Arbeitslosigkeit ist nur halb so hoch wie in den Nachbarländern und trotz Wirtschaftskrise hat sie Schulden abgebaut. Trotzdem ist die gute Stimmung getrübt.

Schuld ist der Schweizer Franken, der wieder einmal zur Fluchtburg der internationalen Anleger wurde. Vor zwei Jahren war ein Euro noch mehr als 1 Franken 60 wert, in den letzten Tagen nur mehr 1.40. So stark war der Franken noch nie. Sehr zum Leidwesen der Tourismusbetriebe, die um ausländische Gäste fürchten und der Exportwirtschaft. 60 bis 70 Prozent der Schweizer Exporte gehen in die EU. Die Schweizer Unternehmen könnten wegen des starken Frankens mit der Konkurrenz in der EU kaum mehr mithalten, sagt Johann Schneider-Ammann, Präsident des Schweizer Elektro- und Metallindustrieverbands.

Kurs riskant

Auch die Schweizerische Nationalbank sieht den starken Franken mit Sorge. Seit mehr als einem Jahr kauft sie auf den Devisenmärkten Euro, um diesen nicht ins Bodenlose sinken zu lassen. Ihre Devisengeschäfte kommentiert sie nicht, allerdings betont Nationalbank-Präsident Philipp Hildebrand immer wieder, er werde keine exzessive Aufwertung des Frankens zulassen.

Inzwischen besitzt die Schweizerische Nationalbank mit insgesamt rund 200 Milliarden Franken größere Devisenreserven als die Europäische Zentralbank. Nun stellen sich viele die Frage, wie lange sie diesen Kurs noch durchhält. Theoretisch könne die Nationalbank unendlich Euro kaufen, sagt Währungsexperte Peter Kugler von der Universität Basel. Allerdings sei dieser Kurs riskant. Kugler rechnet daher mit einer baldigen Zinserhöhung. Ansonsten drohe auch der Schweiz eine Immobilienblase.

Exportbetriebe zittern

Die Zinserhöhung dürfte aber den Franken noch weiter aufwerten. Keine rosigen Aussichten für die Exportbetriebe. Sie befürchten, dass der anlaufende Konjunkturmotor wieder abgewürgt werden könnte.