Schlussbericht: Systematische Vertuschungen
Skandal noch größer als angenommen
Der Skandal um den Missbrauch Minderjähriger bei den deutschen Jesuiten ist deutlich umfangreicher als bisher angenommen. Die Missbrauchsbeauftrage des Ordens hat in München ihren Abschlussbericht präsentiert. Dem zufolge waren mehr als 200 Kinder und Jugendliche Opfer sexueller Übergriffe sowie Misshandlungen.
8. April 2017, 21:58
Abendjournal, 27.5.2010
Jahrelang geduldet
Vier Monate lang hat die Berliner Anwältin Ursula Raue ermittelt. 26 Seiten umfasst der Bericht, den die deutsche Ordensleitung bittere Wahrheit nennt. Bis in die 1980er Jahre haben führende Mitglieder der Jesuiten die systematische Gewalt und die immer wiederkehrenden Übergriffe gegenüber Minderjährigen zumindest geduldet.
"Täterkarriere nicht behindert"
Mehrere Täter wurden trotz eindeutiger Hinweise ohne Konsequenzen an andere Schulen oder Einrichtungen versetzt. Innerhalb der Organisation habe man die "Täterkarriere" nicht unbedingt gefördert, aber "man hat sie auch nicht ordentlich behindert".
Mehr Offenheit versprochen
Mehr als 200 Opfermeldungen listet Raue auf, viele der Kinder von damals seien traumatisiert. Hauptverdächtige seien zwei Weltliche sowie zwölf Patres, von denen sechs bereits gestorben sind. Auch beklagt sie, dass nicht alle Ordensleute kooperativ gewesen seien. Provinzial Stefan Dartmann verspricht mehr Offenheit und fügt hinzu: "Im Namen des Ordens anerkenne ich mit Scham und Schuld das Versagen des Ordens und bitte Sie noch einmal um Entschuldigung."
Entschädigung noch offen
Beim Thema finanzielle Entschädigung zeigt sich Dartmann zurückhaltend. Er wolle auf die Empfehlungen des Runden Tisches der Bundesregierung warten. Außerdem gebe es am Wochenende ein Gespräch mit Opfern.
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