Lagebericht der Schwarzen in Österreich

"Die Hautfarbe als Davidstern"

Dass die Welt wegen der Fußball-WM nach Südafrika blickt, wollen die afrikanischen Organisationen in Österreich nutzen, um auf die Situation schwarzer Menschen hier aufmerksam zu machen. In ihrem ersten Jahresbericht dieser Art zeigt sich: Schwarze wollen mehr am öffentlichen und politischen Leben teilnehmen, und sie sind besonders von Rassismus betroffen.

Mittagsjournal, 10.06.2010

Wegen Hautfarbe beschimpft

"Unsere Hautfarbe ist unser Davidstern" steht auf dem ersten Lagebericht zur Situation schwarzer Menschen in Österreich. Die Autorinnen und Autoren nennen es den "Anti-Schwarzen-Rassismus". Das soll heißen, dass noch immer Schwarze nur wegen ihrer Hautfarbe beschimpft und angegriffen werden, ebenso werden ihnen deshalb negative Eigenschaften zugeschrieben.

Verzerrung in den Medien

Das Bild in den Medien hat sich grundsätzlich verbessert, sagt Herausgeber Simon Inou. In vielen Medien kommen Schwarze aber noch immer ausschließlich als Drogendealer vor, sie würden als unwichtig für die Gesellschaft und zugleich aggressiv dargestellt.

Auffällig, aber unsichtbar

Gleichzeitig sind Schwarze im öffentlichen Leben kaum vertreten - es gibt keine Politiker, keine Aushängeschilder des öffentlichen Lebens, kritisiert Herausgeberin Beatrice Achaleke. Lediglich in Oberösterreich gibt es seit dem Vorjahr eine schwarze Gemeinderätin. Achaleke: "Schwarze Menschen leben in einem Spannungsfeld von extremer Sichtbarkeit aufgrund ihrer Hautfarbe und extremer Unsichtbarkeit, weil sie nirgendwo vertreten sind, sei es in öffentlichen Einrichtungen oder in privaten. Aber die Wirtschaft sagt uns, dass schwarze Menschen sehr viel im Privatbereich aktiv sind."

Wirtschaftliche Relevanz

Allein in Wien gibt es 600 Unternehmen, die von Menschen afrikanischer Herkunft betrieben werden, sagt einer der Autoren Habiboulah Bakhoum. Nigeria beispielsweise investiert pro Jahr bis zu 80 Millionen Euro in die Stickereiwirtschaft in Vorarlberg. Seit einigen Jahren gebe es aber strenge Einreisebestimmungen für nigerianische Geschäftsleute, sagt Bakhoum. Das schade der Wirtschaft enorm, denn 70 Prozent dieser Stickereiexporte gingen nach Nigeria. Und seit 2005 sei dieser Export um die Hälfte gefallen.

Vernetzungsplattform und Lagebericht

Damit schwarze Menschen künftig sichtbarer am öffentlichen Leben teilnehmen können, wurde vor kurzem eine Vernetzungsplattform gegründet. Einen Lagebericht soll es in Zukunft jedes Jahr geben.