Mladen Miljanovics "Museum Service"

Mit dem Zastava ins Museum

Der in Bosnien-Herzegowina geborene Künstler Mladen Miljanovic widmet sich in seiner aktuellen Ausstellung im Wiener Museum für Moderne Kunst (MUMOK) dem Zastava: Die legendären Automarke des ehemaligen Jugoslawiens war Inbegriff für Moderne und Aufbruch.

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Freiheit der Kunst als Freiheit der Form

Autos der Marke Zastava, deren bekanntestes Modell der Yugo ist, waren im ehemaligen Jugoslawien ein Statussymbol. Als erste selbst produzierte Autos in Titos Reich waren sie Inbegriff für Moderne und Aufbruch, für Freiheit und Unabhängigkeit.

Mladen Miljanovic hat einen Zastava 101 in den Mittelpunkt seiner Ausstellung "Museum Service" in der MUMOK Factory gestellt. Ein Modell, in dem sich für Miljanovic die lange anhaltende Stagnation in der gesellschaftlichen und politischen Entwicklung der Region widerspiegelt - denn die Form des Autos, das 1972 erstmals gebaut wurde und dessen Produktion 2008 endgültig eingestellt wurde, hat sich bis zum Schluss nicht verändert.

Dekonstruktion, Konstruktion

2009 gewann Mladen Miljanovic den Henkel Art Award. Der mit 7.000 Euro dotierte Förderkunstpreis für die Region Mittel- und Osteuropa sowie Zentralasien ist mit einer Einzelpräsentation im MUMOK verbunden.

In der nunmehrigen Ausstellung spielt der Künstler mit der Form des Zastava: Er zerlegt das Auto in seine Einzelteile, untersucht im Kontext Foucaults Sicherheitsgurte als Instrumente der Disziplinierung, um schließlich ein ganzes Fahrzeug im Rahmen einer Performance einzuzementieren.

In der Installation "Formal Individualisation" integriert der Künstler in Kopfstützen Lautsprecher, über welche er Interviews mit Personen abspielt, die ihre persönlichen Erinnerungen und Zugänge zum Automobil schildern. In einem der Interviews schlägt dabei ein blinder Mann plötzlich die Autotür zu, denn so erkenne er den Zastava: "That's all I can say."

Interkultureller Dialog per Taxi

Ein besonderes Highlight der Schau stellt die Performance "Taxi to Museum" dar: Zwischen 25. Juni und 2. Juli nimmt Miljanovic telefonisch Taxirufe entgegen. Der Künstler übernimmt dabei für eine Woche die Rolle eines Taxifahrers, und chauffiert Besucher mit einem Zastava ins Museum.

Miljanovic sieht diesen Schritt aus dem Ausstellungsraum hinaus nicht nur als Interaktion zwischen Künstler und Museumsbesucher, sondern vor allem auch als interkulturellen Dialog. Der Besucher werde auf dem Weg ins Museum auf die Ausstellung vorbereitet.

Abgeschlossene Militärvergangenheit?

Überraschend bei dieser Ausstellung ist, dass Mladen Miljanovic auf militärische Sujets, die bisher seine Arbeiten dominiert haben, vollständig verzichtet. Der 1981 in Zenica geborene Künstler ist während des Balkankrieges aufgewachsen, besuchte eine Militärakademie und bildete als Reserveoffizier selbst Soldaten aus.

Das zentrale Thema seiner Arbeit habe sich in den Anfängen damit von selbst ergeben, denn die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Krieg sei für ihn so zugleich auch Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit gewesen, so Miljanovic. Doch mit der Zeit sei ihm die zweifelsohne effektvolle Fixierung auf Themen rund um den Balkankrieg zu einfach geworden. Und so sieht er selbst den inhaltlichen Wandel, der sich mit dieser Ausstellung vollzieht, als logische Entwicklung, mit der er sein Werk in einen breiteren gesellschaftlichen und sozialen Kontext stellt.