Regelmäßige Demonstrationen

Anhaltender Protest gegen Mauerbau

Israelis nennen sie Sperranlage, Palästinenser sagen Mauer. Seit acht Jahren trennt das umstrittene Bauwerk die beiden verfeindeten Gesellschaften und schneidet teilweise tief in Palästinensergebiet hinein. In den Palästinensergebieten wird jede Woche gegen die Mauer demonstriert.

Mittagsjournal, 03.07.2010

Der Bau geht weiter

Universitätsprofessor Mazen Qumsiyeh ist ein Friedensaktivist im Westjordanland. Gemeinsam mit hunderten anderen Palästinensern demonstriert er jede Woche gegen die 760 Meter lange bis zu acht Meter hohe Anlage, die Israel zur Absperrung der Palästinensergebiete errichtet hat. Bisher wurden 75 Prozent des Baus abgeschlossen. "An der Mauer wird weiterhin gebaut, täglich geht es weiter, während wir hier sprechen. Wir setzen uns vor die Bulldozer, manchmal ketten wir uns auch an die Bulldozer an, um zu verhindern, dass sie weitere Olivenbäume oder Häuser zerstören. Eineinhalb Millionen Bäume sind bereits für die Errichtung der Mauer zerstört worden", sagt Qumsiyeh. "Manche dieser Bäume sind 2.000 Jahre alt, wir nennen sie 'ceitun rumani', weil sie aus Zeiten der Römer stammen."

Bei Demonstration getötet

Die Menschen würden durch die Mauer von ihren Schulen und Ländereien abgeschnitten, von ihren Verwandten getrennt, die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen seien verheerend, so Qumsiyeh. Mit den Demonstrationen versuche man den Fortschritt der Mauer aufzuhalten, sagt Qumsije, der schon mehrmals mitansehen musste, wie Freunde bei den Demonstrationen getötet wurden: "Mein Freund wurde von einem Tränengasgeschoß getroffen, das in seine Brust eindrang. Er war auf der Stelle tot, das war vor einem Jahr bei einer friedlichen Demonstration an einem Freitag in Belein."

Ohne Anwalt im Gefängnis

In rund vierzig Städten und Dörfern des palästinensischen Westjordanlandes werde regelmäßig demonstriert, dabei nehme Israel auch immer wieder Friedensaktivisten fest, schildert Qumsiyeh. "Sie halten hunderte friedliche Demonstranten fest, sie können bis zu sechs Monate lang in Polizeihaft festgehalten werden ohne einen Anwalt zu sehen, ohne Gerichtsprozess", sagt der palästinensische Aktivist.

Kein Hindernis für Anschläge?

Das israelische Argument, wonach die Sperranlange dazu geführt habe, dass es kaum mehr Anschläge in Israel gebe, lässt Qumsiyeh nicht gelten: "Anschläge wären immer noch möglich, vor allem auch gegen die jüdischen Siedler in den Palästinensergebieten", kontert Qumsije. "Wenn es keine Anschläge gibt, dann weil die Palästinenser sich dazu entschlossen haben."

Ausrede für "Landdiebstahl"

Israel benutze das Sicherheitsargument um Land zu stehlen, sagt Professor Qumsiyeh
Israel hätte die Mauer ja auch entlang der Grenze von 1967 bauen können: "Wenn sie einen Nachbarn hätten, würden sie ihren Zaun dann mitten auf seinem Grundstück errichten?", so die Frage des Palästinensers. Die Mauer diene dazu, wichtige Wasserreserven und das Land der jüdischen Siedlungen im Westjordanland endgültig beschlagnahmen, sagt Qumsiyeh.

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