Neue CD und Konzerte im Jazzland

"Orgeltornado" Barbara Dennerlein

Die deutsche Jazz-Organistin Barbara Dennerlein gehört zu den Großen ihres Instruments. Mit 19 nahm sie ihre erste Schallplatte auf. 24 Alben hat Barbara Dennerlein bisher eingespielt – und jetzt folgt neue: "Bebabaloo". Diese Woche konzertiert Barbara Dennerlein im Wiener Jazzland.

Kulturjournal, 15.07.2010

Virtuoses Spiel an Tasten und Registern konzedieren ihr die Kritiker, dazu einen ebenso kunstfertigen wie flinken Einsatz der Pedale. Barbara Dennerlein zählt zu den Großen des europäischen Jazz, ein "Orgeltornado", wie manch einer die temperamentvolle Münchnerin nennt. Auch auf ihrer neuen Live-CD "Bebabaloo" zeigt die Dennerlein, was sie so alles drauf hat.

Bewunderung für Friedrich Gulda

Es war ihr jazzbegeisterter Vater, so weiß die Dennerlein-Mythologie, der dafür sorgte, dass die elfjährige Barbara Mitte der 1970er Jahre eine Hammond-Orgel unter dem Christbaum vorfand. "Ich habe mich sofort mit dem Instrument angefreundet", erinnert sie sich.

Barbara Dennerlein hat ein breites Repertoire - von swingendem Blues bis hin zu temporeichen Eigenkompositionen, in denen sie Elemente von Bebop und Modern Jazz ebenso herbeizitiert wie die mitreißende Vitalität lateinamerikanischer Rhythmen.

Zu Wien hat Dennerlein ein inniges Verhältnis. Seit einem Vierteljahrhundert ist sie regelmäßig zu Gast im "Jazzland", hier hat sie legendäre Konzerte absolviert, mit Oscar Klein etwa, oder mit Friedrich Gulda. "Mit Friedrich Gulda hab ich wahnsinnig gern gearbeitet", so Dennerlein, er sei ein "Wahnsinns-Musiker" gewesen. "Ich habe ihn immer bewundert, weil er keine Kompromisse eingegangen ist. Das ist mir tausendmal lieber als Leute, die einem freundlich tun und hinten herum schlecht reden."

Musikalisches Wunderkind

In den 1980er Jahren wurde Barbara Dennerlein als musikalisches Wunderkind gefeiert. Sie setzte die Hammondorgel als Jazz-Instrument von neuem durch, zu einer Zeit, als die Hammond-Orgel alles andere als hip war, sie trat im Fernsehen auf, früh fungierte sie auch als Bandleaderin. Welche Tücken hatte es, sich als Frau in der Jazz-Szene zu etablieren?

"Also, ich bin als junges Mädchen mit einer ganz blauäugigen Vorstellung drangegangen, hab mir gedacht: Alle sind Freunde, eine große Familie." Dennerlein musste das sehr schnell revidieren. "Also, da waren schon sehr viele Eifersüchteleien da. (...) Aber dadurch kann ich heute junge Musikerinnen ermuntern, ihr Ding zu machen, also sich da einfach durchzuboxen."

Album nur mit Eigenkompositionen

Auf ihrem neuen Album präsentiert sich Barbara Dennerlein in gewohnter Vielseitigkeit. Zusammen mit dem Saxophonisten Peter Lehel und dem Drummer Marcel Gustke gibt sie sich mal schmissig verbluest, dann wieder romantisch-meditativ. Ganz wichtig dabei: Dennerlein neues Album enthält ausschließlich Eigenkompositionen.

"Also, bei mir ist es eigentlich so, dass ich sehr viel inspiriert werde am Instrument", erzählt Dennerlein, "oder ich setze mich hin und sage: Ich möchte jetzt dieses oder jenes komponieren, das geht eigentlich auch."

Service

CD Barbara Dennerlein, "Bebabaloo", Bebab 250975

Konzert Barbara Dennerlein, 15. bis 17. Juli 2010, Jazzland Wien
Ö1 Club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (20 Prozent).

Barbara Dennerlein
Jazzland

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