Abschied von der Simulation
Sol 14: Heimflug zur Erde
Nach zwei Wochen Mars-Simulation in der Wüste von Utah geht es für die Astronauten der Mars Society nun wieder zurück zur Erde - Zeit, ein Resümee zu ziehen und sich einzugestehen, an welchen Stellen man vielleicht ein kleines bisschen geschummelt hat.
8. April 2017, 21:58
Getrennte Rückreise
Eines unterscheidet die Crew der Mission "Artemis" von ihren "richtigen" Astronautenkollegen, die irgendwann zum Mars aufbrechen werden: Letztere werden mit ein und demselben Raumschiff zu ihrem Ziel und wieder zurückfliegen. Uns ist dies nicht gegönnt. Big Blue, der große, blaue Truck der US Air Force, der uns vor 14 Tagen von Salt Lake City vier Stunden lang Richtung Süden, nach Hanksville, und von dort aus in die Wüste von Utah gebracht hat, hat diesen letzten Einsatz nicht überlebt.
Die Mars Society verfügt bereits über einen neuen, ebenfalls gespendeten Transport-Van, der jedoch erst überholt und einsatzbereit gemacht werden muss. So muss unsere sechsköpfige Mannschaft für die Rückreise auf andere Fahrzeuge verteilt werden - kein gemeinsamer Start Richtung Heimat.
Geschummelt und ertappt
Die Mars Desert Research Station hat noch mit so einigen Unzulänglichkeiten zu kämpfen. Im Prinzip funktioniert die Illusion eines isolierten Aufenthalts auf einer Mond-Basis oder an Bord einer Mars-Station. So einige "Schummeleien" durchbrechen aber die Simulation. Die Verführung, "mal eben" vor die Tür zu gehen, ist groß. Längst nicht bei allen Außenbordeinsätzen haben die Astronauten Raumanzüge angelegt sowie Helm und Sauerstofftank mit sich geführt.
Auch die Versorgung der Station mit Energie dürfte so auf Mond und Mars nicht funktionieren: Der Generator, der die Batterien des Habitats auflädt, wird hier mit Diesel gespeist. Auf einem außerirdischen Vorposten würde dies stattdessen wohl mit Sonnen- oder Nuklear-Energie funktionieren.
Das Recyceln des Wassers wird ebenso großzügig gehandhabt: Nur zur Toilettenspülung wird das Abwasser aus Dusche und Küche noch einmal notdürftig aufbereitet, ehe es völlig aus dem Wasserkreislauf ausscheidet. Eine vollständige Wiederaufbereitung wäre möglich - und sowohl auf dem Mond wie auf dem Mars auch nötig -, wird aber derzeit (noch) nicht durchgeführt.
Nachschub und andere Fragen
Mehrmals in den letzten beiden Wochen sind Nahrungsmittel und logistische Güter - vorwiegend Baumaterial für den Tunnel - aus Hanksville nachgeliefert worden. Auf dem Mars würde wahrscheinlich nur alle sechs Monate ein Versorgungsraumschiff von der Erde eintreffen. Was man bei der Anreise nicht mitgebracht hat, hat man eben nicht, es sei denn, es kann vor Ort gewonnen werden.
Wie der kleine elektrische Brand ein paar Tage vor dem geplanten "Rückflug" gezeigt hat, begünstigen das in der Außenwand verbaute Holz sowie der Teppich im ersten Geschoss das Ausbrechen von Feuer. Wirkliche Habitate auf dem Mond oder auf dem Mars würden wohl kaum auf von der Erde importiertes Holz aufbauen.
Doch von solchen "Kleinigkeiten" haben sich Menschen bei der Eroberung neuer Welten bekanntlich noch nie aufhalten lassen - Erde, wir kommen!
