Sommerkomödie im verschneiten Stockholm
Salto für Anfänger
Die Schwedin Martina Haag war 20 Jahre lang eine erfolglose Schauspielerin. Dann schrieb sie ein Buch über all ihre frustrierenden Erlebnisse und landete damit prompt einen Bestseller. Jetzt wurde ihr Roman verfilmt – mit Haag in der lang ersehnten Hauptrolle.
8. April 2017, 21:58
Kulturjournal, 29.07.2010
Wenn man mit zwanzig von einer Karriere als Schauspielerin träumt, ist das recht und billig, wenn man knapp vierzig ist und noch immer nicht von der Schauspielerei leben kann, ist das eine kleine Katastrophe. Mit genau diesem Schicksal kämpft aber die notorisch erfolglose Bella.
Martina Haag weiß, in welch deprimierender Lage sich ihr filmisches Alter Ego befindet. Sie selbst hielt sich mit dem Verfassen von Magazin-Kolumnen über Wasser, während sie auf ihren großen Durchbruch als Schauspielerin wartete.
Die Kolumnen wurden so erfolgreich, dass ein Verlag sie einlud, einen Roman zu schreiben. Es gab allerdings nur eine Sache, in der sie sich wirklich auskannte: Wie man Regisseuren wegen einer Rolle nachläuft und von ihnen keine Antwort bekommt.
"Übermächtiger Dämon" Ingmar Bergman
Im Film findet Bellas Bewerbungsmarathon durch eine Notlüge ein Ende. Am königlichen Schauspiel in Stockholm wird eine Schauspielerin gesucht, die auch über artistische Fähigkeiten verfügt und die völlig unsportliche Bella sagt kurzerhand zu. Von da an verbringt sie endlose Stunden damit, von einem Akrobaten die geforderten halsbrecherischen Kunststücke zu erlernen.
Der Regisseur dieser Theaterproduktion ist übrigens kein Geringerer als Ingmar Bergman. Der Film wirft einen ironischen Blick auf den Nimbus des Regie-Großmeisters. Martina Haag hat während der Arbeit am Film erstaunliche Beobachtungen gemacht: "Am königlichen Schauspiel, wo wir viele Szenen gedreht haben, haben die Angestellten noch immer einen Riesenrespekt vor Bergman. Sogar heute noch, wo er doch seit drei Jahren tot ist. Er ist wie ein übermächtiger Dämon, der noch vom Grab aus seine Entscheidungen trifft."
Die Rache der Abgewiesenen
Mit "Salto für Anfänger" hat Martina Haag in mehrfacher Hinsicht Rache an der schwedischen Filmindustrie genommen. Zum Einen zeigt sie die Arroganz vieler Filmfirmen, zum Anderen hat sie auch bei der Vorbereitung des Films ein kleines Auswahlverfahren vorgenommen:
"Viele der Regisseure, denen ich jahrelang erfolglos nachgelaufen bin, haben mich wegen der Filmrechte für meinen Roman angerufen. Ich habe ihnen gesagt, dass es dafür eine Bedingung gäbe, dass nämlich ich die Hauptrolle spiele. Letztendlich habe ich mich dann für Hannes Holm entschieden, weil er mich schon engagiert hat, als ich noch unbekannt war. Ich wollte nicht mit jemandem arbeiten, den ich früher tausend Mal angerufen hatte, ohne auch nur eine einzige Rolle bekommen zu haben."
Gedreht ist "Salto für Anfänger" in zuckerlbunten Farben Und auch sonst versucht der Film gar nichts anderes zu sein als eine luftig-leichte Sommerkomödie. Auch wenn der Großteil der Geschichte im winterlichen und tief verschneiten Stockholm spielt.