Fortschritte mit neuem Verlauf
Semmering-Bahntunnel: Chancen steigen
Der Semmering-Eisenbahn-Tunnel wurde immer wieder verzögert. Im Mai diesen Jahres haben die ÖBB einen neuen Plan mit einem geänderten Tunnelverlauf zur Umweltverträglichkeitsprüfung eingereicht. Nun könnte in zwei Jahren mit dem Bau begonnen werden.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 07.08.2010
2023 fertig?
Die ÖBB sehen einen Funken Licht am Ende des Tunnels: Der Bescheid der Umweltverträglichkeits-Prüfung für den Semmering-Basistunnel soll im Frühjahr 2011 veröffentlicht werden, heißt es aus dem Verkehrsministerium. Sollte die Prüfung positiv ausfallen, wollen die ÖBB planmäßig mit dem Bau des Semmering-Basistunnel beginnen, sagt Renate Pelz vom ÖBB-Projektstab. Mit ersten Baumaßnahmen könnte dann 2012/2013 begonnen werden. Die Bauzeit gibt sie mit mindestens zehn Jahren an. Mehr als 30 Jahre hätte die endgültige Umsetzung des Semmering-Basistunnel zwischen Niederösterreich und der Steiermark dann gebraucht. Straßen-Tunnel waren wesentlich schneller fertig.
Breiter Widerstand
Mit der Planung des Semmering-Basistunnels wurde Ende der 80er Jahre die damalige Eisenbahn-Hochleistungsstrecken-Aktiengesellschaft - heute ÖBB Infrastruktur AG - beauftragt. Die Arbeiten am Eisenbahn-Tunnel wurden jahrelang aufgehalten. Immer wieder gab es Störfeuer von Umweltverbänden und aus der Landespolitik. Das Land Niederösterreich sah ein Naturschutzgebiet bedroht und hat mehrmals eine naturschutzrechtliche Genehmigung abgelehnt.
Neue Streckenführung
2005 wurde ein neuer Tunnelverlauf beschlossen und drei Jahre später präsentiert. Er führt nun von Gloggnitz in Niederösterreich bis ins steirische Mürzzuschlag und ist mit 27 Kilometern um einiges länger. Der neue Eisenbahn-Tunnel ist flacher, so reduziere sich laut ÖBB der Stromverbrauch. Außerdem reiche nun eine Lok um einen Zug zu ziehen.
Noch kein Ja aus NÖ
Seit der neuen Trassenplanung laufe die Zusammenarbeit mit den Ländern problemlos, sagt Renate Pelz. Noch hat Niederösterreich seinen Segen zum Bau des Semmering-Basistunnel nicht gegeben. Es handle sich um ein offenes Verfahren und das Ergebnis der Umweltverträglichkeitsprüfung könne man nicht vorhersagen, heißt es aus dem Büro von Landeshauptmann Pröll.
Sorge um Quellwasser
Umweltverbände sehen vor allem eine Gefahr für Wasserquellen in den betroffenen Gebieten. Laut Renate Pelz haben die ÖBB Maßnahmen getroffen, um die Wasserversorgung zu gewährleisten, etwa durch die Nutzung derzeit brachliegender Quellen.
Kosten verdoppelt
Die Kosten für den Semmering-Basistunnel sind in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Die ursprüngliche Trasse hätte 1,25 Milliarden Euro gekostet. Durch die neue Trasse haben sich die Kosten verdoppelt. Aktuell soll der Tunnel 2,8 Milliarden Euro kosten. Darin enthalten sind alle Ausgaben für Planung und Vorarbeiten seit 1990 sowie der Bau des Eisenbahn-Tunnels selbst.
Nützlichkeit unbestritten
Im Gegensatz zum Koralmtunnel ist die Bedeutung des Semmering-Basistunnel für Verkehrsexperten unbestritten. Der Eisenbahn-Tunnel sei eine wichtige Nord-Süd-Verbindung und verkürze die Fahrtzeit. Die alte Semmering-Strecke sei überdies "vollkommen am Ende", hatte zuletzt der Verkehrsexperte Sebastian Kummer von der Wirtschaftsuniversität Wien gewarnt.