Ankaufprogramm als Warnsignal

Fed verunsichert Börsen

Die US-Notenbank (Federal Reserve, kurz Fed) will die amerikanische Wirtschaft stärken und kauft deshalb Staatsanleihen, um mehr Geld in den Markt zu pumpen. An den internationalen Börsen gilt das als Warnsignal. Denn man schließt daraus, dass es der Wirtschaft in den USA nun doch nicht so gut geht.

Mittagsjournal, 11.08.2010

Mehr Liquidität

Die Fed hat theoretisch zwei Möglichkeiten: die Zinsen von Krediten senken oder Staatsanleihen kaufen. Zinsen senken geht aber kaum mehr, sie liegen fast bei Null. Also kauft sie Staatsanleihen. Das heißt sie verleiht mehr Geld und damit kommt mehr Geld in Umlauf, Banker sprechen von mehr Liquidität. Das bedeutet letztlich nichts anderes, als dass US-Banken mehr Geld verleihen können, an Unternehmen und Konsumenten.

Keine neuen Anleihen

Das soll die Wirtschaft anheizen, sagt Peter Mooslechner, Volkswirt der Österreichischen Nationalbank. Die US Notenbank pumpt aber nicht frisches Geld in den Markt, gibt also nicht neue Anleihen aus, sondern kauft bestehende Anleihen von Finanzinstituten, sagt Mooslechner.

Gesamtwirtschaftliche Sichtweise

Dass die Fed diese Aktion gerade jetzt startet, hat einen einfachen Grund: Viele Hypothekenbanken, die sich wegen der Krise Geld ausgeborgt haben, also Anleihen gekauft haben, müssen diese jetzt zurück geben. Das Geld steckt die Fed aber nicht ein, sondern investiert es weiter, sagt Mooslechner. Aber nicht wieder in den Immobiliensektor, der wieder stark schwächelt, sondern in alle Wirtschaftssektoren, weil die gesamte Wirtschaft schwächelt, sagt Mooslechner.

Gegensatz USA - EU

Während die US-Notenbank also wieder Staatsanleihen kauft, erwägt die Europäische Zentralbank EZB momentan so einen Schritt nicht. Sie hat erst kürzlich Staatsanleihen von südeuropäischen Staaten gekauft, und dieser Schritt war sehr umstritten.

Im Vergleich zwischen den USA und Europa drängt sich nun ein Widerspruch auf: Sämtliche Studien der letzten Zeit haben gezeigt, dass sich die Wirtschaft in den USA schneller erholt als in Europa, müsste also es die EZB der US-Notenbank nicht erst recht nachmachen? Nein, sagt Mooslechner, denn die USA seien Europa schlichtweg voraus. Der Aufschwung sei früher gekommen, und nun also auch der Abschwung.

Nächste Blase programmiert

Und muss sich die US Notenbank jetzt nicht den Vorwurf gefallen lassen, dass sie mit dem Kauf von Staatsanleihen wieder zu viel billiges Geld zur Verfügung stellt und damit die Blase vorbereitet, weil Unternehmen und Konsumenten über ihre Verhältnisse leben? Ja, sagt Mooslechner, dieser Vorwurf werde sicher kommen. Es gehe aber gar nicht anders, sagt Mooslechner. So lange die Wirtschaft nicht auf eigenen Beinen stehen kann, braucht sie Hilfe, und die muss die Notenbank leisten.