Ein Meister der Science-Fiction

"Fahrenheit 451"- Autor Ray Bradbury ist tot

Ray Bradbury hat die Science Fiction revolutioniert wie kaum jemand seit dem Übervater Jules Verne. Der Autor von "Fahrenheit 451" ist gestern, am 6. Juni 2012, im Alter von 91 Jahren in Los Angeles gestorben.

Ray Bradbury hat wesentlich dazu beigetragen, dass ein als schmuddelig verschrienes Genre literarische Anerkennung fand. Zu seinen größten Erfolgen zählen "Die Mars-Chroniken" und die Erzählsammlung "Der illustrierte Mann".

Unerreicht war aber "Fahrenheit 451". Der Roman von 1953 wurde 1966 von François Truffaut verfilmt. Beides gilt als Klassiker.

Welterfolg mit "Fahrenheit 451"

Den Durchbruch nach zehnjähriger Durststrecke, in der er Zeitungen verkaufte, schaffte der in Waukegan im Bundesstaat Illinois geborene Bradbury mit den Kurzgeschichtensammlungen "Mars-Chroniken" (1950) und "Der illustrierte Mann" (1951). 1953 folgte "Fahrenheit 451".

Die Geschichte des Feuerwehrmannes, der nicht Feuer löscht, sondern Bücher verbrennt, gelangte in der Verfilmung von Francois Truffaut zu Weltruhm. Nur oberflächlich gesehen ein Werk gegen die Unterdrückung in braunen und roten Diktaturen (oder auch im Amerika des McCarthyismus), zeichnet der Roman die Kunst als Triebfeder des Widerstandes.

"Man braucht keine Bücher zu verbrennen, um eine Kultur zu zerstören. Es reicht aus, die Leute davon abzubringen, sie zu lesen", sagte Bradbury, der von Kritikern als altmodischer Moralist belächelt wird, einmal.

Unheimliche Krimis

Bereits in frühen Kurzgeschichten ist seine spätere Neigung zu Genres wie Fantasy und Kriminalroman oder zu Schauplätzen wie Zirkus und Kinowelt erkennbar. Unheimliche Krimis schuf er mit "Der Tod ist ein einsames Geschäft" (1985) und "Friedhof für Verrückte" (1990). Beide Romane spielen im Großraum Los Angeles, in dem Bradbury seit langem lebt, und überzeugen vor allem durch das in Traumwelten gleitende Lokalkolorit.

Dramatische Wirkung erzielt Bradbury oft durch raschen Wechsel von schwülstiger zu repetitiver, teils staccato-artiger Sprache - wie in der Kurzgeschichte "Das Nebelhorn": Die Traurigkeit eines Meeresungeheuers schlägt in zerstörerische Wut um, als es erkennt, dass sein jahrtausendelanges Warten auf Liebe vergeblich war. Lange im Voraus spürte er Gesellschaftstrends, wie den Handy-Boom mit allen Gefahren ("Der Mörder", 1976). Scharfe Kritik übte er an der Medialisierung, die zu Vereinsamung führe.

Einer der "größten Visionäre"

Aldous Huxley bezeichnete Bradbury einst als einen "der größten Visionäre unter den zeitgenössischen Autoren". Und Federico Fellini sagte einmal über Bradbury: "Er gibt uns eine Freude zurück, die immer seltener wird: Die Freude, die wir als Kinder empfanden, wenn wir eine Geschichte hörten, die unglaublich war, aber die wir gerne glaubten."

Der Vater von vier Kindern, der mehr als 500 Romane, Short-Stories, Bühnenwerke, Gedichte und Drehbücher schuf, gewann zahlreiche Preise der SF- und Fantasy-Gemeinde, so den World-Fantasy-Award (1977), den Jules-Verne-Award (1984) oder den Bram-Stoker-Award (1989).

Fliegen und lesen

Auch für zahlreiche Comic-Künstler dienten Bradburys Erzählungen immer wieder als Vorlage. So erschienen vor einigen Jahren die "Bradbury Chroniken", die viele Arbeiten renommierter Zeichenkünstler zusammenfassen. Die Stile reichen von abstrakten Gemälden bis zur Stripform vergangener Tage. Etwas haben alle Abenteuer gemeinsam: überraschende Enden, dramaturgische Höchstleistungen und Ideenreichtum. Das Vorwort und die Einleitungen zu den einzelnen Abenteuern stammten von Ray Bradbury persönlich.

Dass Comics oft als Subkultur verschmäht werden, kann Bradbury nicht verstehen. "Für mich war der Anfang 'Buck Rogers'. Seither habe ich nicht aufgehört, zu fliegen und zu lesen. 'Buck' hat mir ein großartiges Leben beschert."

Die ganz große Ehrung durch die Literaten blieb dem NASA-Fan bis dato versagt - dafür haben Apollo-Astronauten den "Dandelion-Krater" auf dem Mond nach dem Bradbury-Roman "Dandelion Wine" ("Löwenzahnwein", 1957) benannt. Und Los Angeles hat ihn mit einem eigenen Stern auf dem Hollywood Boulevard geehrt.

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Ray Bradbury