Unternehmer finanziert Kurse

Deutschlernen zu teuer

Wer in Österreich leben will, der muss Deutsch lernen. Deutschkurse werden zwar vom Staat gefördert, sind aber dennoch für viele zu teuer. Gar keine Förderung gibt es für Asylwerbende. In Wien finanziert ein Unternehmer privat kostenlose Deutschkurse. Der Andrang ist enorm.

Mittagsjournal, 18.08.2010

Lange Warteschlangen von Lernwilligen

Wenn das Unterstützungskomitee zur Integration von Migranten - kurz UKI - die 15 Teilnehmer für ihren Deutschkurs auswählt, bilden sich auf den Gängen lange Schlangen. Wer zum Zug kommt, kann vier Monate lang einen Deutschkurs besuchen, ohne zu bezahlen. Vassily, ein Asylwerber, der seit einem Jahr in Österreich ist, hatte Glück, denn er hätte sich keinen Kurs leisten können.

Kindergarten oder Deutschkurs?

Auch Aylin wurde in den Kurs aufgenommen. Zuletzt hat sie mit ihrer Familie in Bulgarien gelebt, der Ehemann arbeitet bei einem Konzern in Österreich. Sie und der gemeinsame Sohn sind vor zwei Jahren nachgekommen. Und sie mussten sich entscheiden: den Kindergartenbesuch oder den Deutschkurs zu finanzieren. Der kostenlose Deutschkurs kam gelegen.

Noch sind die Sprechversuche holprig, die ausgebildete Sozialpädagogin gibt sich noch ein Jahr Zeit, um für ein Universitätsstudium gut genug Deutsch zu sprechen.

Der Staat und seine Aufgaben

Den Verein UKI gibt es seit 17 Jahren. Einer der Vorstände, Klaus Elsbacher, im Zivilberuf Chef eines Technologiekonzerns, finanziert als Privatperson zum zweiten Mal einen derartigen Kurs.

Nasser Alizadeh, ebenfalls Vorstandsmitglied, findet es untragbar, dass Asylwerber keine Kurse bezahlt bekommen: "Der Staat ist gut beraten, wenn er den Flüchtlingen die Möglichkeit schafft, als ersten Schritt die Sprache zu lernen, dann einen Beruf zu lernen und sich in die Gesellschaft zu integrieren." Wenn der Staat das Potenzial der Zuwanderer nicht nutzt, dann habe er seine Aufgabe nicht gemacht, so Alizadeh.

Deutschkurse für Asylwerber sinnlos?

Dem Argument der Behörden, es gebe auch viele Asylwerber, die nicht Asyl bekommen, deshalb seien Kurse für alle sinnlos, kontert Nasser Alizadeh: Es gebe auch sehr viele, die nach Jahren anerkannte Flüchtlinge sind und dann mit guten Deutschkenntnissen schneller Arbeit finden und sich schneller integrieren können.

Vassily hofft, dass er in Österreich bleiben und hier arbeiten kann. Er ist Bauingenieur von Beruf und hat in Russland Straßen gebaut. Auch Aylin möchte mit ihrer Familie in Österreich bleiben. Der Verein UKI wird sie weiter unterstützen und vielleicht wieder einen kostenlosen Deutschkurs anbieten.