Technologiegespräche beim "Europäischen Forum Alpbach"

"Wie böse sind Suchmaschinen?"

Suchmaschinen im Internet prägen Sichtweisen und Verhalten der Nutzer. Die Funktionsweisen und die Macht von Suchmaschinen im Internet sind Thema bei den von ö1 mitorganisierten Technologiegesprächen im Rahmen des „Europäischen Forum Alpbach". Und eines wird dort klar gesagt: Größe - wie die Googles - braucht Kontrolle.

Mittagsjournal, 28.08.2010

Google hat Macht

"Wir denken wie Google", meint Alexander Halavais, Medienforscher an der Quinnipiac Universität in den USA. Das Internet sei es eine Art Fenster zur realen Welt und lege fest, was wir sehen, wenn wir aus dem Fenster schauen. Suchmaschinen im Internet wie zum Beispiel Google hätten Macht. Denn sie bestimmen mit, wie wir das Netz und damit in gewisser Weise, wie wir die Welt erkunden.

Google ist ein Geheimnis

Zum anderen ändere das Internet die Art und Weise, wie wir denken, meint der Medienforscher: "Wir denken in Schlagwörtern und kleinen Informationshappen." Suchmaschinen verzerren - dessen seien wir nicht bewusst, meint Halavais: Wie Google oder Bing ihre Informationen gewinnen und zusammenstellen, das sei ein Geheimnis.

Google weiß alles

Auf der anderen Seite hätten wir kaum Geheimnisse: "Google weiß alles über uns", meint der Medienforscher: Was ich wissen will, welche Suchanfragen in der Vergangenheit gestellt wurden, welche Internetseiten ich ansehe, wem ich Emails schicke, wo ich bin, sofern ich einen online-Kalender nütze auch, mit wem ich mich wann wo treffe. Und wenn ich Fotos ins Netz stelle, dann auch wie ich aussehe:

Größe braucht Kontrolle

Suchmaschinen müssen daher kritisch gesehen werden, so Halavais, doch sei das zum Synonym gewordene "Google" nicht besser oder schlechter als andere (wie Bing oder Yahoo); das entscheidende bei Google sei die Größe - und bedürfe daher der öffentlichen Kontrolle.

"Demokratisches" Internet

Dennoch bezeichnet Halavais das Internet als Chance, die Gesellschaft quasi zu "demokratisieren". Denn es lade zum Mitmachen ein. So würden in Blogs, in Kommunikationsforen, Tagebüchern im Internet, Meinungen, Sichtweisen und Erlebnisse formuliert, die in herkömmlichen Medien keinen Platz haben. Man erinnere sich an den vergangenen Sommer und wie im Iran via Internet, Twitter, Facebook die Zensur umgangen wurde. Das Internet sei demokratischer als andere Medien, meint der Medienforscher.

Internetzugang als Grundrecht

Doch das Podium steht weltweit betrachtet nur einer kleinen Gruppe zur Verfügung und auch in Industriestaaten gibt es die sogenannte digitale Kluft: In Österreich beispielsweise verfügen 69 Prozent der Haushalte über einen Internetzugang. Das Internet müsse mehr Menschen offen stehen, so der US-Wissenschaftler; Finnland beispielsweise habe den Internet-Zugang zum Grundrecht erhoben. Halavais' Resümee: Er sei ein Fan des Internets, doch müsse man kritisch und bewusst damit umgehen.