Computersteuerung mittels Gedanken

Ein barrierefreies "Second Life"

Alexander Berth und Armin Schnürer, mittlerweile Absolventen der HTL Leonding, befassten sich im Rahmen ihrer Diplomarbeit mit Brain Computer Interfaces. Sie erhielten dafür in der Kategorie "u19 - freestyle computing" beim Prix Ars Electronica einen Anerkennungspreis.

Kommunikation ohne Maus und Tastatur

Ganz allgemein gefasst sind Brain Computer Interfaces Verbindungen zwischen Gehirn und Computer ohne die Verwendung von manuellen Interaktionsmechanismen. Das heißt, dass der Mensch in der Lage ist, ohne eine Tastatur oder eine Maus mit dem Computer zu kommunizieren.

Die Idee zu ihrer Diplomarbeit ist Alexander Berth und Armin Schnürer bei der Lektüre eines Artikels über Brain Computer Interfaces gekommen. Die beiden haben auf ein bereits bestehendes Brain Computer Interface der Firma "g.tec - guger Technologies" zurückgegriffen, es adaptiert und in die "Second-Life"-Umgebung integriert. Mit Brain Computer Interfaces haben auch behinderte Menschen, die keine Tastatur bedienen können, und Menschen, die am Locked-in-Syndrom leiden, eine Möglichkeit, mit der Außenwelt zu kommunizieren.

Ein zweites Leben ohne Krankheit

Im Jahr 2008 nutzten 15 Millionen Menschen "Second Life", 60.000 Nutzer waren rund um die Uhr gleichzeitig eingeloggt. Auf diese Art und Weise kann in der virtuellen Welt ein "zweites Leben" geführt werden. Ob man in dabei eine Behinderung hat oder nicht, kann man selbst entscheiden, man kann also zumindest hier aus den durch die Krankheit resultierenden Beschränkungen "aussteigen".

Diktieren mit dem Lidschlag

Einer der bekanntesten Locked-in-Syndrom-Patienten war der französische Journalist Jean-Dominique Bauby, der seine Biografie "Schmetterling und Taucherglocke" nur mit dem Lidschlag seines linken Auges diktierte. Wenige Tage nach dem Erscheinen seines Buches ist er gestorben. Julian Schnabel verwendete das Buch für seinen gleichnamigen höchst erfolgreichen Film.

Menschen, die am Locked-in-Syndrom leiden, sind in ihrem Körper vollständig gefangen, wobei das Bewusstsein erhalten bleibt. Sie können sich weder über Sprache noch durch Bewegungen verständlich machen. Alexander Berth und Armin Schnürer haben im Internet einen Brief von einem Locked-in-Syndrom-Patienten gelesen, der sich bei einem der Brain-Computer-Interface-Erfindern bedankt hat, dass er mit der Außenwelt wieder Kontakt aufnehmen kann. Für das Schreiben von ein paar Zeilen hat er 16 Stunden gebraucht.

Lernen im "Second Life"

Es bedarf unterschiedlich langer Trainingsdurchläufe, um mit der Figur und dem System umgehen zu können, aber: "Es funktioniert, mit den Gedanken die Figur im 'Second Life' zu bewegen - sehr langsam, aber es funktioniert", so die beiden HTL-Diplomanden. Beide betonen auch, dass "Second Life" nicht nur als Spiel gesehen werden kann, sondern als Erfahrungs- und Bildungsraum, wenn man etwa Angebote von Universitäten hernimmt, die ihre Vorlesungen im Internet zur Verfügung stellen.

Alexander Berth und Armin Schnürer haben in Selbstversuchen eine Figur im "Second Life" mittels Gedanken gesteuert. Es sei ein sehr beeindruckendes und komisches Gefühl meinen sie, die Bedienung sei mühsam, aber "in den Grundzügen so, wie man es sich vorstellt".

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Diplomarbeit "Brain Computer Interface" - Alexander Berth, Armin Schnürer
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