Nach heftiger Kritik

UNO-Klimabeirat soll reformiert werden

"Bis 2035 werden die Himalaya-Gletscher weitgehend verschwunden sein." Diese aufgrund fehlinterpretierter Daten falsche Prognose des UNO-Klimabeirates (IPCC) hat im Vorjahr zu heftiger Kritik an dem Gremium geführt. Auch andere Ergebnisse waren angezweifelt worden. Ein internationales Wissenschaftlergremium hat daraufhin das IPCC durchleuchtet und nun Reformvorschläge vorgelegt.

Mittagsjournal, 31.08.2010

Bessere Organisation

Eines gleich vorweg: Die wissenschaftliche Grundaussage des UNO-Klimabeirates IPCC, dass ein massiver Klimawandel vor sich gehe und der Mensch in großem Maße daran schuld sei, die wird auch in dem nun vorgelegten Reformpapier nicht angezweifelt. Die Reformvorschläge beziehen sich in erster Linie auf die Organisation des Klimarates. Vor allem soll der sogenannte "Review"-Prozess verbessert werden.

Straffen und beschleunigen

Zu den IPCC-Klimaberichten tragen mehr als 2.500 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt bei, deren Studien mehr oder weniger ausführlich begutachtet oder "reviewed" werden, ehe sie in den UNO-Klimabericht einfließen. Dieser Prozess soll strenger aber schneller vor sich gehen, sagt Harold Shapiro, der Chef der IPCC-Reformgruppe: "Wir kommen zu dem Schluss, dass strengere Regeln im Review-Prozess Fehler vermeiden können. Zugleich muss der Prozess aber gestrafft werden, um schlicht die große Zahl an Begutachtungen zu verringern."

Sofortige Veröffentlichungen

Letzteres kritisiert auch Stefan Schleicher, österreichischer Wirtschaftsforscher und Klimaexperte, der an den Berichten des IPCC mitarbeitet. Eine Wissenschaft wie die Klimaforschung habe eine solche Dynamik, dass aktuelle Ergebnisse bei Wartezeiten von bis zu zwei Jahren auf der Strecke bleiben. Schleicher ist dafür, die aktuellen Erkenntnisse zum Klimawandel sofort zu veröffentlichen und nicht nur alle sechs Jahre wie derzeit die UNO-Klimaberichte.

Einflussnahme der Politik

Auch die Amtszeit des IPCC-Vorsitzenden soll beschränkt werden, der derzeitige Vorsitzende Rajendra Pachauri hat die Funktion seit 2002 und mindestens bis 2014 inne. Pachauri will nicht zurücktreten, sondern die vorgeschlagenen Reformen selbst umsetzen. Dabei stehe ihm aber häufig die Politik im Wege, so der UNO-Klimaratsvorsitzende: "Wir streben eine vernünftige Diskussion über Verbesserungen im IPCC an. Die Debatte leidet aber unter politischen und ideologisch motivierten Versuchen der Einflussnahme. Und es gibt keine Anzeichen dafür, dass das weniger wird."

Nur langsame Änderungen

Politische Einflüsse wirkten sich sogar auf die UNO-Klimaberichte selbst aus, beklagt auch Stefan Schleicher: "194 Staaten müssen einem Bericht zustimmen. Und das führt oft dazu, dass kontroverse, kritische Positionen herausfallen. Endberichte sind oft wesentlich weniger aussagekräftig als die Vorversionen." Schleicher begrüßt die jetzt vorgelegten Reformvorschläge. Auch wenn er glaubt, dass ein großes Gremium wie das IPCC nur sehr langsam den Kurs ändern werde.

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