Streik gegen Sparkurs

Londoner U-Bahn steht still

In Großbritannien löst der harte Sparkurs der Koalitionsregierung von Premierminister David Cameron einen ersten Arbeitskampf aus. Tausende U-Bahn-Bedienstete streiken ab Montagabend für 24 Stunden, weitere Streiks sollen folgen.

Sie wehren sich gegen den Abbau von Stationspersonal und Kartenverkaufsstellen. 800 Jobs gehen verloren. London Underground sagt, dies sei notwendig um die Kosten einzudämmen, die Gewerkschaften argumentieren die Sicherheit der U-Bahn stehe auf dem Spiel. Die Leidtragenden sind die Millionen Pendler, die täglich auf die U-Bahn angewiesen sind, sie müssen mit einem massiven Verkehrschaos rechnen.

Morgenjournal, 06.09.2010

Behindert Parlamentsstart

Der Streik findet pünktlich zum ersten Parlamentstag nach der Sommerpause statt, Abgeordnete müssen sich beeilen, wenn sie mit der U-Bahn nach Hause kommen wollen, hunderte Mechaniker legen mitten in der Abendstoßzeit die Arbeit nieder, Stationspersonal und Fahrer folgen wenig später. Die Gewerkschaften befürchten, dass der Abbau von 800 Stellen in den Schalterhallen erst der Anfang der beinharten Sparmassen im öffentlichen Verkehr ist und geben sich kampflustig. Gerry Doherty, Generalsekretär der Transport Gewerkschaft TSSA sagt man sei immer für Gespräche offen gewesen, aber man könne nicht verhandeln, wenn London Transport der Gewerkschaft eine Pistole an den Kopf halte.

Bürgermeister gefordert

Der Londoner Bürgermeister Boris Johnson, selbst ein Konservativer, muss die unpopulären Sparpläne zähneknirschend mittragen, er hatte vergeblich versucht mit den Gewerkschaften ein Streikverbot für Bedienstete im öffentlichen Verkehr auszuhandeln. Johnson versucht jetzt das vorprogrammierte Chaos in London mit hundert zusätzlichen Bussen und mehr Pendlerbooten in Grenzen zu halten. Er appelliert an die Regierung von Premierminister David Cameron darüber nachzudenken, ob es Sinn mache, dass ein relativ kleiner Teil der Gewerkschaftsmitglieder einen Streik nach dem anderen auslösen könne.

Streit in der Koalition

Die Regierung hat aber wesentlich größere Sorgen, das Feilschen um jedes Pfund im Budget zwischen dem Schatzkanzler und den Ministern hat bereits begonnen, Berichte über Streitereien zwischen den Koalitionspartnern würden David Camerons Autorität schwächen. Der Arbeitskampf unter der Erde in London ist der Auftakt eines möglicherweise heißen politischen Herbstes für Premierminister David Cameron. Je mehr Wirkung das Sparpaket zeigt, desto stärker wächst der Widerstand.