"Ökologischer Fußabdruck" und "Klimarucksack"

Glawischnig: Klimaschädlichkeit ausweisen

Die Bundessprecherin der Grünen, Eva Glawischnig, verlangt für alle Waren Informationen über deren "ökologischen Fußabdruck". Damit könne verdeutlicht werden, wie viele Treibhausgas-Emissionen ein Produkt von der Herstellung bis hin zum Verbrauch verursacht, so Glawischnig. Beim Bundeskongress der Grünen am Wochenende in Graz wird sich Glawischnig der Wiederwahl stellen.

"Im Wahlkampf überzeugen"

Die Bundessprecherin der Grünen, Eva Glawischnig, im Morgenjournal-Interview vom 09.09.2010 mit

Bürgernäher werden

Drei Tage vor ihrer Wiederwahl zur Parteichefin beim Grünen Bundeskongress geht Eva Glawischnig in die Offensive. Sie setzt auf ein Mitregieren der Grünen nach den Wahlen in der Steiermark und in Wien. Glawischnig will bis 2013 in Richtung 15 Prozent Wähleranteil kommen. Zu diesem Zweck sollen auch die Botschaften der Grünen griffiger und bürgernäher werden.

Griffige Forderungen

Der neue Begriff, den die Grünen propagieren wollen, lautet "Ökologischer Fußabdruck" oder "Klimarucksack", so Glawischnig. Dieser Ausdruck gibt an, wie viele Treibhausgas-Emissionen ein Produkt von der Herstellung bis zum Verbrauch verursacht. Da wollen die Grünen künftig programmatisch ansetzen, um die seit langem propagierte Energiewende verständlicher zu machen. Es soll direkt auf dem Produkt gekennzeichnet werden, wie klimaschädlich es ist, erläutert die Bundessprecherin. Mittelfristig sollte die Umweltschädlichkeit eines Produktes aber nicht nur verpflichtend ausgewiesen werden, sondern auch über höhere Steuern auf den Preis durchschlagen, fordert Glawischnig. "Das würde auch bedeuten, dass das Plastikspielzeug aus China sehr viel teurer wird als das Holzspielzeug aus dem Waldviertel."

"Überzogene" Medienberichte

Die jüngsten parteiinternen Konflikte beunruhigen Glawischnig nicht: "Ich empfinde die mediale Wahrnehmung dieser zwei Bezirkskonflikte als vollkommen überzogen." Auch das Überlaufen des Grünen Bundesrats Stefan Schennach zur SPÖ sei zwar nicht erfreulich gewesen, aber jetzt müssten die Grünen im Wahlkampf überzeugen.

Morgenjournal, 09.09.2010

Wahlerfolge blieben aus

Am Wochenende halten die Grünen in Graz ihren Bundeskongress ab, bei dem sich Bundessprecherin Eva Glawischnig der Wiederwahl stellen muss. 97,4 Prozent der Delegiertenstimmen hat Eva Glawischnig Anfang 2009 bei ihrem ersten Antreten als Frontfrau der Grünen bekommen. Ein paar Monate davor hatte sie von Alexander van der Bellen das Zepter übernommen - übernehmen müssen nach bescheidenem Abschneiden bei der letzten Nationalratswahl. Rund um die EU-Wahl bald nach dem Wechsel an der Spitze krachte es zum ersten Mal so richtig, als der alte Hase Voggenhuber ausgebootet wurde. Die Wahl ging mit minus drei Prozentpunkten nicht gut aus. Bei den Landtagswahlen in Kärnten, in Salzburg und im Burgenland verlor die Partei, in Vorarlberg und in Oberösterreich stagnierte sie.

Problem mit Spitzenkandidaten

Im heurigen Sommer tauchten die Grünen weitgehend unter. Man hielt ihnen vor, dass sie weder bei Öko-Themen präsent waren noch es schafften, als Oppositionspartei markant aufzutreten.
Und jetzt stehen die wichtigen Wahlen in Wien und der Steiermark an. Auch da bewies man bisher kein sehr gutes Händchen. In der Steiermark musste erst ein vermeintlicher Spitzenkandidat, ein Kabarettist, das Handtuch werfen, ehe der erfahrene Werner Kogler an die Spitze trat.

Abspaltung in Wien

Chancen auf Zugewinne sind bei der Zuspitzung auf das Duell von SPÖ und ÖVP fraglich. Und in Wien braut sich echtes Ungemach zusammen: In einem der Renommierbezirke der Partei, dem achten, wurde der grüne Bezirksvorsteher von den eigenen Leuten abmontiert, nachdem er sich mit seiner Stellvertreterin überworfen hatte. Eine Parteispaltung vernichtete auch im Hoffnungsbezirk Mariahilf viele Chancen, und zuletzt gab das grüne Urgestein Stefan Schennach, zuletzt Bundesrat, seinen Wechsel zur SPÖ bekannt. Die Ansage von Parteichefin Vassilakou, in Wien Vizebürgermeisterin werden zu wollen, wirkt bei all diesen Querelen ein wenig ungelenk bis ulkig.

Keine allzu gemütliche Ausgangslage also für die Frau an der Spitze, Eva Glawischnig. Allerdings: Die Partei wird sich selbst beziehungsweise ihrer Bundessprecherin wohl nicht noch weiter schaden wollen, wenn diese sich am Sonntag ihrer ersten Wiederwahl stellt.