Anleitungen zur Weltverbesserung

Robert Misik über Karl Marx

Robert Misik zählt zu jenen Menschen, die aufstehen und das Wort ergreifen, wenn etwas schief läuft; er ist einer, der Massenkundgebungen organisiert, wenn er Ungerechtigkeit ortet - und er ist einer, der es gleichsam "mit links" zustande bringt, Bücher, die nicht eben verkaufsträchtige Wörter wie "Kritisches Denken" im Titel tragen, in Bestseller-Höhen zu katapultieren.

Misik, streitbarer Publizist und Verfasser eines der meistgelesenen politischen Blogs des Landes, ist beseelt von einer alten philosophischen Frage: wie kann man gut und richtig leben und womöglich damit glücklich werden? Den Anstoß zu diesem Denken fand Misik beim jungen Karl Marx.

Publizist Robert Misik

Was Marx wirklich sagte

Die erste Begegnung mit dem politischen Theoretiker, dem das deutschsprachige Feuilleton jüngst eine "Wiedergeburt" bescheinigte, hatte Robert Misik als heranwachsender Knabe: "Es war ein Buch, das mich geprägt hat, es heißt, 'Was Marx wirklich sagte' und ist von Ernst Fischer, ich hab es gefunden, ich glaube, ich war 13, und das Buch hat mir gleichsam die Augen geöffnet. Es legt besonderen Wert auf die Schriften des jungen Marx, wo er sich der Entfremdung widmet."

Das Buch "Was Marx wirklich sagte" war der vergebliche Versuch des Schriftstellers und kommunistischen Politikers Ernst Fischer, dem stalinistischen Lager seiner Partei vorzuführen, dass Karl Marx ein humanistischer Denker war. Ein Buch, das bei den Hardlinern naturgemäß keinen Anklang fand.

Wie man selbstbestimmt lebt

Die Begegnung mit Marx legte gleichsam den Grundstein für Robert Misiks künftiges Leben und Arbeiten. Sämtliche seiner Bücher, Artikel und Essays kreisen um die Frage, wie man ein selbst bestimmtes und dabei gesellschaftspolitisch weitblickendes Leben führen kann.

Im Oktober erscheint Robert Misiks neues Buch "Anleitungen zur Weltverbesserung. Das machen wir mit links!". Entfremdung ist auch darin ein Thema, im 21. Jahrhundert wird sie indes - perfide genug - auf den ersten Blick oft gar nicht als solche erkannt: "Wenn man früher Entfremdungskritik geübt hat, dann hat man gesagt: Die Menschen sind in ihren Fabriken und Büros eingepfercht und müssen dort ihre befohlenen Handgriffe machen und dürfen ihre Individualität gar nicht ausleben. Heute ist Entfremdung verboten! Jeder muss seine Kreativität 24 Stunden einbringen, zum Wohle der Firma oder zum Wohle der Ich-AG, oder was immer er ist", so Misik. "Da hat sich ja sehr viel verändert, dieser Topos hat sich sehr verändert, und natürlich hat das zum Teil die Arbeitsbedingungen vieler Leute verbessert, aber glücklich hat sie diese Entwicklung auch nicht gemacht, denn der Druck bleibt und jeder schielt nur mehr auf den Markt und setzt seine Kreativität halt ein, um irgendwelchen anderen Leuten irgendein Ding aufzuschwatzen, das sie vielleicht gar nicht brauchen. Und er weiß das auch und verhält sich dementsprechend zynisch, auch zynisch dem eigenen Leben gegenüber. Das sind Muster von Entfremdungen heute."

Die Verbesserung der Welt

Das Glück des einen ist mit dem Glück anderer verbunden, davon ist Robert Misik überzeugt. Die Verbesserung der Welt könnte, geht es nach dem marxistisch Geschulten, demnach "mit links":"Wir wollen eine Welt, in der es im Grunde gerecht zugeht, in der nicht zehn Prozent der Bevölkerung ohne Chancen zurückbleiben, denn diese Ungerechtigkeit wird ja vererbt. Und das muss nicht sein in unserer Ersten Welt, in der es Reichtum genug gibt. Man muss ihn nur besser verteilen und somit auch die Lebenschancen besser verteilen."

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Robert Misik