"Logicomix"

8. April 2017, 21:58

Ein einzigartiger Versuch

Hochpolitische Comicreportagen erzählten aus Palästina, Nordkorea oder Burma, die Perserin Marjane Satrapi brachte ihre auch verfilmte Autobiografie "Persepolis" als Comicbuch heraus und immer wieder fanden auch die Klassiker der Weltliteratur ihre zeichnerische Umsetzung.

Jetzt ist aber ein Buch erschienen, das noch einmal ganz neue Wege einschlägt: "Logicomix" erzählt die Geschichte der Logik und ihres Vertreters Bertrand Russell.

Diskussionen statt Kämpfe

Der Held in "Logicomix" trägt Panamahut und Weste, seine Höhenflüge finden ausschließlich im Kopf statt und seine Kämpfe ficht er einzig in - wenn auch leidenschaftlichen - Diskussionen aus.

Dennoch hätten Bertrand Russell und seine Logikerkollegen einiges mit den muskelbepackten Helden in den hautengen Latexkostümen gemeinsam, meint der Autor Apostolos Doxiadis: "Superheldencomics drehen sich um Gestalten mit übermenschlichen Kräften, die große Taten vollbringen."

In einem metaphorischen Sinn ließen sie sich also durchaus mit seinen Superhelden des Geistes vergleichen, denn diese seien auch hochintelligent und ebenfalls getrieben, Großes zu erreichen. Bezüglich der Erzfeinde könne man folgenden Vergleich ziehen: Was für Batman der Joker war seien für die Logiker eben das Chaos und das Paradoxon, meint Doxiadis.

Alle berühmten Logiker sind vertreten

"Logicomix" erzählt von Bertrand Russells Leben, dessen schwieriger Kindheit bei der erzkonservativen Großmutter, den zahlreichen Affären und Ehen und der jahrzehntelangen Suche nach unwiderlegbaren, logischen Grundwahrheiten - einem Unterfangen, dem auch andere Philosophen und Mathematiker quer durch Europa nachgingen.

Von Gottlob Frege über Ludwig Wittgenstein bis Kurt Gödel kommen im Buch alle vor. Getrieben waren sie von einer inneren Unsicherheit –erstaunlich viele unter ihnen entwickelten schwere Psychosen -, aber auch von der Unsicherheit der damaligen Zeit.

Rückkehr zur Einfachheit

Die fortschreitende Technologisierung hatte das Leben immer schneller und unübersichtlicher werden lassen. Dazu kam die politische Krise, die ja bald im ersten Weltkrieg münden sollte.

"Wie Adolf Loos in der Architektur vom Ornament als Verbrechen sprach, so empfanden die Logiker das Ornament im Denken als Verbrechen. Deshalb wollte man zu den nackten Grundlagen vordringen. Für Wittgenstein, den Loos ja stark beeinflusst hatte, war diese Rückkehr zur Einfachheit ein moralisches Unterfangen. Es ging ja darum festzustellen, was in der Welt schief gelaufen war", meint Apostolos Doxiadis.

Die Mathematik sympathischer machen

Der Autor hat eigentlich Mathematik studiert, bevor er sich dem Theater, dem Kino und der Schriftstellerei zuwandte. "Logicomix" ist sein erster Ausflug ins Comicfach, unterstützt wurde er dabei von einem Computerwissenschaftler und zwei Zeichnern.

Auch in seinen bisher vier Romanen und seinen Theaterarbeiten hat Doxiadis versucht, die Schönheit der als so trocken verschrienen Mathematik zu zeigen: "Sie hat die gleiche Qualität wie die Schönheit der Musik, der Lyrik oder der Liebe, weil es genauso Momente der Ekstase, der Wahrheit und der Intuition gibt und dieses Gefühl, eins mit der Welt zu sein", sagt er.

Rundum Begeisterung für das Comic

Sieben Jahre lang arbeiteten Doxiadis und sein Team an dieser packenden und visuell beeindruckenden Bildergeschichte der Logik. Nicht nur in seiner Heimat Griechenland war "Logicomix" ein Bestseller, auch in Großbritannien und den USA, wo das Buch letztes Jahr erschien, war es am ersten Tag ausverkauft.

Neben den Verkaufszahlen sprechen aber vor allem die Expertenmeinungen für das Buch - es gab Lob von Mathematiker- und von Philosophenseite.