Große Parteien relativ uninteressant

Wahlen: Jugendliche wollen klare Aussagen

Erstmals dürfen bei der Landtagswahl in der Steiermark auch 16- und 17-jährige wählen. Wer Jugendliche ansprechen will, muss - so Jugendforscher - klare Aussagen treffen. Das erleichtert die Sache für Parteien am rechten und linken Rand des Spektrums. Von Großparteien fühlen sich Jugendliche wenig angesprochen. Besonders interessieren sich Jugendliche für die Themen Migration, Arbeit und Bildung.

Mittagsjournal, 23.09.2010

Klar unterscheidbare Positionen

Wer junge Menschen ansprechen will, der darf eines nicht tun: vage Positionen einnehmen und um den heißen Brei herumreden. Bernhard Heinzlmaier vom Institut für Jugendkulturforschung: "Die jungen Menschen wollen eine Politik mit Ecken und Kanten, wo es klar unterscheidbare Positionen gibt. Das können sich die großen Parteien natürlich nicht leisten. Die FPÖ und die Grünen die auf klare Milieus festgelegt sind, können natürlich klarere Aussagen treffen und das gefällt den jungen Menschen."

Gebildete wählen Grün, wenig gebildete FPÖ

Bei jungen Menschen gibt es also einen Trend zu den Parteien am Rand des politischen Spektrums, sowohl am linken, wie auch am rechten. Wobei Jundwähler aus bildungsfernen Schichten tendenziell die FPÖ wählen, während gebildete Jugendliche zu den Grünen tendieren, sagt Heinzlmaier. Die großen Parteien sind eher uninteressant. "Die großen Parteien haben einen Langeweilefaktor. Das sind Leute, die sonst nichts vorzuweisen haben. Da muss man bei der Steiermarkwahl schon froh sein, dass man einen Landeshauptmannkandidaten hat, der mal Eishockey gespielt hat."

Persönlichkeiten entscheidend

Die handelnden Personen sind generell wesentlich für junge Menschen bei ihrer Wahlentscheidung. "Vor allem die bildungsfernen Schichten orientieren sich sehr stark an den handelnden Personen der Parteien. Wenn das spannende Personen sind, dann wählen die den."

Migration und Arbeit wichtige Themen

Von den Themen her gesehen gibt es vor allem eines, das für Jungwähler wichtig ist, sagt Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier: das Thema Migration. "Das Problem ist, dass die Politik hier in einer Zwickmühle ist. Die bildungsnäheren Schichten sind sehr tolerant und würden am liebsten alle hereinlassen, auf der anderen Seite haben wir die bildungsferneren Schichten, die am liebsten alle weg haben wollen." Weitere Themen, die Politiker ansprechen sollten um junge Menschen zu interessieren: Arbeit und Bildung. "Es geht den jungen Menschen darum, eine vernünftige Ausbildung zu haben, mit der sie was am Arbeitsmarkt anfangen können."

Unterschiede zwischen Stadt und Land

Unterschiede gibt es nicht nur zwischen Jugendlichen aus bildungsfernen und bildungsnahen Schichten, sondern auch zwischen Jugendlichen in der Stadt und auf dem Land. "Während sich Jugendliche am Land noch stärker an den Eltern und der Herkunftskultur orientieren, hat sich das in der Stadt mehr oder weniger aufgelöst."

Generell sind Jungwähler durchaus an Politik interessiert, die Wahlbeteiligung unter ihnen war bei den vergangenen Wahlen ungefähr gleich hoch wie der Durchschnitt.