Apple-Mitbegründer Steve Wozniak im Interview

"Es geht hier um künstliche Intelligenz"

Begonnen hat die Erfolgsgeschichte von Apple in den 70er Jahren in einer Garage in Kalifornien. Maßgeblich daran beteiligt war der Apple-Mitbegründer Steve Wozniak. Er gilt bis heute als eine Kultfigur der Computerwelt. Das iPhone von Apple bleibt ein wahrer Verkaufsschlager: Im vergangenen Quartal wurden 14 Millionen Stück verkauft.

Mittagsjournal, 19.10.2010

"Wollte neue Spiele entwickeln"

Steve Wozniak ist in den frühen 70er Jahren ein Hippie und ein Computerfreak: lange Haare, große Brille, Vollbart. Zu dieser Zeit haben Computer noch keinen Bildschirm und keine Tastatur, der Speicherplatz ist im Vergleich zu heute lächerlich klein.

Steve Wozniak, der Sohn eines Computeringenieurs ist schon früh fasziniert davon. In der Garage eines Freundes beginnt er als Jugendlicher seinen ersten Computer zusammenzubauen: "Ich habe damals schon verstanden, wie Computer funktionieren. Aber ich wollte eines Tages meinen eigenen Computer haben. Ich hatte zwei Ziele: Zum einen wollte ich Spiele auf dem Computer programmieren, Spiele wie sie bisher noch nie jemand gesehen hatte. Und ich wollte einen Computer, um meine neuen Programme und Ideen zu entwerfen und zu testen." Die Idee des Heimcomputers war geboren.

Gründet gemeinsam mit Steve Jobs Apple

Wenig später lernt Wozniak einen anderen Computerfreak kennen, Steve Jobs, den heutigen Apple-Boss. Gemeinsam gründen sie den Apple-Konzern, und bringen die ersten Apple-Computer auf den Markt. In den 80er Jahren zieht sich Steve Wozniak aus dem Konzern weitgehend zurück, auch wenn er nach wie vor ein Gehalt von Apple bezieht. Dennoch gilt er nach wie vor als eine Kultfigur in der Computerbranche.

Spracherkennung wird immer wichtiger

Wo sieht er die Zukunft? Was wird nach iPhone und iPad noch auf die Konsumenten zukommen? "Ich glaube, es wird weiter darum gehen, dass sich Computer immer stärker den Bedürfnissen der Menschen anpassen, und nicht umgekehrt. Zum Beispiel gibt es schon Handys, bei denen man mit der Swipe-Technologie keine einzelnen Buchstaben mehr auf der Tastatur eingeben muss, sondern mit dem Finger über den Bildschirm fährt, und einzelne Buchstaben zu Wörtern verbindet. Auch die Spracherkennung wird in den nächsten fünf Jahren eine sehr große Rolle spielen. Da geht es um die Frage, wann ein Handy alle Wörter verstehen kann, die ich gerade spreche. Es geht hier um künstliche Intelligenz, und da werden wir immer besser."

"Zeitungen wird es auch in Zukunft geben"

Wird sich also letztendlich nur mehr alles auf Computerdisplays abspielen und werden Zeitungen aus Papier, und Fernsehbildschirme aus den Wohnzimmern verschwinden? So weit will Steve Wozniak nicht gehen: "Nein, ich glaube, dass Zeitungen und Magazine in Zukunft weiterhin spezielle Bereiche abdecken werden, die man nicht am Computer bekommen kann. Die althergebrachten Technologien werden zwar kleiner werden, aber nicht verschwinden. Auch das Kino hat an Bedeutung verloren, als die Fernseher gekommen sind, aber das Kino ist noch immer ein gesunder Wirtschaftszweig."

"Jetzt können auch Schüchterne kommunizieren"

Und was ist mit den negativen Auswirkungen von iPhone und ähnlichen Produkten auf die Gesellschaft? Zum Beispiel Teenager, die immer mehr Zeit im sozialen Netzwerk Facebook verbringen, und immer weniger Zeit damit, sich mit ihren Freunden in der wirklichen Welt zu treffen? Dieses Argument lässt der Apple-Mitbegründer nicht gelten: "Schon als die ersten Computer für den privaten Gebrauch auf den Markt gekommen sind, hat es diese kritischen Stimmen gegeben. Die Leute haben gesagt, die Computer werden dazu führen, dass wir weniger Zeit mit anderen Menschen verbringen. Aber ich sehe es anders: Es gibt viele Menschen, die schüchtern sind, und sich nicht trauen, in der richtigen Welt mit Menschen in Kontakt zu treten. Jetzt können Sie es online tun. Es gibt also glaube ich nicht weniger Kommunikation in der Welt der Computer, sondern mehr."

Wozniaks großer Handyverschleiß

Steve Wozniak selbst hat rein technisch gesehen jedenfalls keine Kommunikationsprobleme. Er verwendet immer mehrere Handys parallel. Über die Jahre hat er nach eigenen Angaben schon mehr als 100 unterschiedliche Mobiltelefone benutzt.

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