Beeindruckender Animationsfilm

Das Goldfischmädchen Ponyo

Hayao Miyazaki gilt als der Walt Disney Japans, was nicht zu hoch gegriffen ist, hat er doch den Animationsfilm aus der Kinderecke geholt und im Arthouse-Kino etabliert. Sein "Chihiros Reise ins Zauberland" wurde nicht nur in Berlin mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet, sondern gewann auch den Oscar als bester Animationsfilm.

2005 wurde Miyazaki schließlich als erstem Animationsfilmregisseur überhaupt in Venedig der Goldene Löwe für sein Lebenswerk verliehen. Sein neuer Film "Ponyo" war 2008 Eröffnungsfilm bei den Filmfestspielen von Venedig, erst jetzt erfährt er hierzulande seinen regulären Kinostart.

Mit der Geschichte vom Goldfischmädchen Ponyo, das so gerne ein Mensch sein würde, wird Miyazaki wieder ganz seinem Ruf als eigenwilliger Regisseur gerecht, der auf Trends und Modeerscheinungen pfeift.

Traditionelles Handwerk

Der kleine Sosuke lebt in einem Ort am Meer. Eines Tages entdeckt er am Strand ein angespültes Goldfischmädchen. Diese Ponyo verliebt sich in den Burschen und setzt nun alles daran, Mensch zu werden. Damit verärgert sie wiederum ihren Vater, den Zauberer Fujimoto, der sich unter dem Meer ein Refugium geschaffen hat.

Während sich andere Animationsfilmstudios einen Wettlauf in der Entwicklung neuer Technologien liefern, hält Hayao Miyazakis Ghibli-Studio ganz anachronistisch am traditionellen Handwerk fest. "Die Digitaltechnik kann extrem nützlich sein, die voranschreitende Digitalisierung kann aber auch dazu führen, die wirkliche Stärke unserer Arbeit in den Hintergrund treten zu lassen", sagt Miyazaki. "Deshalb kehre ich immer wieder aus Überzeugung zu meinem Bleistift zurück."

Walkürenritt auf Wogen

Tatsächlich besteht "Ponyo" aus mehr als 170.000 Einzelbildern und unterscheidet sich in der Machart damit nicht wesentlich vom Fernsehklassiker "Heidi" aus den 1970er Jahren, an dem Miyazaki auch schon maßgeblich beteiligt war. Mittlerweile arbeiten über 140 Mitarbeiter in seinem Ghibli-Studio.

Gegründet hat es Miyazaki bereits 1985, kurz nachdem er aus Los Angeles zurückgekehrt war, wo er in den Disney-Studios eine Fortbildung absolvierte. Seit damals verbindet ihn auch eine enge Freundschaft mit John Lasseter, der heute die Pixar-Studios leitet. Der meinte auch, dass Miyazakis Inszenierung, sein Schnitt und seine Action-Szenen zum Besten gehören, was es im Film je gegeben hat, ob animiert oder nicht. In "Ponyo" besticht Miyazaki durch Meereswogen, die sich immer wieder in Fischleiber verwandeln und das Goldfischmädchen auf ihren Rücken tragen, begleitet von opulenten Wagner-Klängen: "Wie Ponyo da auf den Wellen reitet, das hat mich an den Walkürenritt erinnert und so kam ich auf Wagner", so Miyazaki.

Inspiriert von japanischer Mythologie

Wie immer bei Miyazaki kommt auch in "Ponyo" der Natur eine ganz besondere Rolle zu. Die Umweltverbrechen der Menschen werden angeprangert und die Naturgewalten entfesselt. Ein Tsunami erfasst die japanische Küste und setzt das Land unter Wasser. Über den Straßen und in den Wäldern tummeln sich jetzt die unglaublichsten Meeresbewohner.

Miyazaki ließ sich nicht nur von wissenschaftlicher Fachliteratur, sondern auch von der japanischen Mythologie inspirieren, denn da wimmelt es von Urzeitfischen genauso wie von Fabelwesen.

Es ist dieses selbstverständliche Nebeneinander von Magie und Realität, das den Zauber von Miyazakis Universum ausmacht. Das hat er mit einem anderen großen Geschichtenerzähler Japans gemeinsam, denn auch in den Romanen des Bestsellerautors Haruki Murakami tun sich immer wieder geheimnisvolle Parallelwelten auf. Während Murakami seine Geschichten aber noch aus der Menschenperspektive erzählt, scheinen Hayao Miyazakis Sympathien schon mehr den mythischen Wesen seiner Fantasie zu gehören.

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