Biopic über Serge Gainsbourg

Star und Rebell

Der 1991 im Alter von nur 62 Jahren verstorbene Sänger und Komponist Serge Gainsbourg gilt bis heute als einer der wichtigsten zeitgenössischen Musiker Frankreichs. Die schillernde Persönlichkeit dieses Mannes ist nun Gegenstand eines Films mit dem deutschen Titel "Gainsbourg - Der Mann, der die Frauen liebte".

Kultur aktuell, 28.10.2010

Trinken in heftigem Ausmaß, eine Gauloise nach der anderen, ein Freund der Frauen und ein Künstler ohne Rücksicht, auch was ihn selbst betrifft. Kaum ein Klischee des ungesunden Lebenswandels, das auf Serge Gainsbourg nicht zutreffen würde, und geht es nach dem französischen Regisseurs Johan Sfar, dann sind das auch wichtige Ingredienzien für ein "Vie Heroique", also ein heldenhaftes Leben, wie der französische Untertitel seines Films lautet. Dabei hatte der Regisseur keine klassische Biografie im Sinn: "Auch wer neue Enthüllungen erwartet, wird enttäuscht", meint Johan Sfar.

Best-of der Bekannt- und Liebschaften

Den Lebensweg von Gainsbourg schreitet der Film anhand von wichtigen Situationen und vor allem Personen ab, beruflich oder privat oder beides. Ein Best-of der Bekannt- und Liebschaften, von Juliette Greco und France Gall über Brigitte Bardot bis hin zu Jane Birkin. Auch chronologische Genauigkeit ist nicht angesagt, vielmehr das Porträt einer vielschichtigen Persönlichkeit mit multipler künstlerischer Obsession, ein Pop-Star und kreativer Rebell mit tiefen Selbstzweifeln, angetrieben von Widerspruchsgeist, zeitweisem Größenwahn und der Lust an der Selbstzerstörung. Für diese dunklen Seiten entwirft Johan Sfar eine comichafte Alter-Ego-Figur, mit langer Nase und abstehenden Ohren.

Skandalhit "Je t'aime"

Ihm, so Johan Sfar, sei es vor allem darum gegangen, die Poesie Gainsbourgs im Kino erfahrbar zu machen. Freilich, auf die Skandale will er nicht verzichten, etwa als Gainsbourg 1979 die Marseillaise in einer Reggae-Version herausbrachte oder zehn Jahre zuvor mit dem Hit "Je t'aime" nicht nur den Vatikan provoziert hatte.

Aus seiner Bewunderung für Frankreichs bekanntesten Kampftrinker, Kettenraucher und Macho macht Regisseur Sfar kein Hehl, er beschönigt aber auch nicht zwanghaft. Am Sockel des Denkmals wird also ein wenig gerüttelt, an der Heldenverehrung aber nicht wirklich gezweifelt.

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IMDb - Gainsbourg