Der Hauptdarsteller im Interview

Eric Elmosnino als Serge Gainsbourg

Der 1991 verstorbene Serge Gainsbourg galt als Enfant terrible der französischen Musikszene. Er gefiel sich in der Rolle des dauerrauchenden Trinkers und Bonvivants, der in Talkshows Geldnoten verbrannte und seine Konzerte häufig alkoholisiert absolvierte. Der französische Comiczeichner Joann Sfar hat Gainsbourg jetzt auf sehr eigenwillige Weise porträtiert.

"Es sind nicht Gainsbourgs Wahrheiten, die mich interessieren, sondern seine Lügen", sagte Sfar in einem Interview. Und tatsächlich basiert sein Drehbuch ausschließlich auf Aussagen Gainsbourgs, Auskünfte von Zeitzeugen hat Sfar gar nicht erst eingeholt.

Dargestellt wird Gainsbourg von Eric Elmosnino, der ihm frappierend ähnlich sieht. In der Maske musste ihm nur ein kleiner Höcker auf die Nase geklebt und die Ohren ein wenig abstehend gerichtet werden.

Vom "Nationalheiligtum" nicht erdrückt

Kaum zu glauben, aber Eric Elmosnino - Jahrgang 1964 - kannte die Lieder von Serge Gainsbourg nicht, was er aber im Nachhinein nicht als einen Nachteil empfindet: "Ich glaube, dass es gut für mich war, seine Lieder nicht zu kennen, sonst hätte ich vermutlich zu viel Angst gehabt. Ich habe die Schwierigkeiten erst so nach und nach mitbekommen, und habe so auch verstanden, was für ein großer Künstler er war. Heute lebe ich jeden Tag mit seinen Chansons, er begleitet mich im Leben. Aber am Anfang war es gut, nicht von diesem Nationalheiligtum, das Gainsbourg in Frankreich ist, erdrückt zu werden."

Auch war er sich seiner physischen Ähnlichkeit mit Gainsbourg nicht bewusst. Allerdings hatte sein Schwester einmal eine Bemerkung darüber gemacht, und gemeint, dass, sollte einmal ein Film über Gainsbourg gedreht werden, er unbedingt die Hauptrolle bekommen müsse. Serge Gainsbourg hat ja Zeit seines Lebens unter seinem Aussehen gelitten, er fand sich hässlich.

"Die Kriterien, was schön ist, ändern sich", meint Elmosnino. "Wenn ich mir Bilder aus den 1950er Jahren ansehe, verstehe ich, dass es für ihn schwer sein konnte. Ich finde ihn ja wunderbar, und ich glaube, dass er heute überhaupt keine Probleme hätte, schöne junge Frauen zu finden. In der Szene, wo er Jane Birkin in eine Bar mitnimmt und tanzt, da hat mir Joann gesagt: Schaue ein bisschen um dich, dass man merkt, dass du stolz bist, ein so hübsches Mädchen aufgerissen zu haben."

Annäherung mittels Musik

Eine weitere Schwierigkeit war die Musik: Elmosnino musste die berühmten Gainsbourg–Chansons selber singen - und die kennt, zumindest in Frankreich, fast jeder. "Singen war ein Weg, ihm näher zu kommen", so Elmosnino, "Er war ein großer Sänger. Man hört hie und da: naja Gainsbourg, als Sänger war er nicht so toll. Aber wenn man sieht, mit welcher Präzision, auch musikalischer Präzision, er arbeitete, auch die Art, wie er die Mitlaute betonte, seine Phrasierung, das hat mir später bei der Interpretation geholfen. Es war harte Arbeit, aber auch viel Spaß. Im Film singe ich ja nicht einfach nur so, um zu singen, der Gesang dient der Story, etwa bei der Szene, wo er zu Juliette Greco kommt, und er sehr schüchtern ist, und so habe ich gesagt: Versuchen wir's, wir werden ja sehen!"

Der Gainsbourg-Film brachte Eric Elmosnino auf die Titelseiten der großen Magazine.,dabei ist er schon sehr lange im Film- und Theaterleben präsent, er dreht jedes Jahr - 2010 sind es gar drei Spielfilme - und spielt sehr erfolgreich Theater. So wurde er mehrmals für die Molières, den französischen Theaterpreis, nominiert, und er hat ihn auch einmal bekommen.

"Die richtige Abstimmung finden"

Gainsbourg zu verkörpern war nicht einfach, und es mussten einige Fallen vermieden werden, etwa dass es zu einer karikaturalen Darstellung käme. "Das war natürlich eine Gefahr", sagt Elmosnino, "denn es sollte ja keine Karikatur werden. Ich musste mich trotzdem mit einer Art Imitation auseinandersetzen, denn jeder kennt ja Gainsbourg. Es durfte aber nicht nur Imitation sein, ich musste ihn verkörpern. Joann hat von Erinnerung gesprochen, ich glaube, es war eine Art Träumerei. Ich hatte ja vor Beginn des Films Zeit, mich vorzubereiten: ich konnte auf alten Aufnahmen sehen, wie er auf der Straße ging, wie er in Interviews redete. So konnte ich ihn mit der Zeit lieben lernen. Ich habe versucht, all das aufzunehmen, und es dann gut dosiert wiederzugeben. Es ist wie beim Kochen: Du nimmst die Ingredienzen, musst aber die richtige Abstimmung finden, damit es schmeckt. Der Blick des Regisseurs hat mir da natürlich sehr geholfen, und es freut mich, wenn wir eine Karikatur vermieden haben."