Vater Hürlimann als Schweizer Präsident

"Großer Kater" Bruno Ganz

1998 hat Thomas Hürlimann mit seinem Roman "Der große Kater" eine beklemmende Analyse der Politlandschaft seiner Schweizer Heimat abgeliefert. Jetzt wurde das Buch verfilmt. Die Hauptfigur, den Schweizer Bundespräsidenten, spielt kein Geringerer als Bruno Ganz, als sein Gegenspieler ist Ulrich Tukur zu sehen.

Mittagsjournal, 18.11.2010

Der Schweizer Thomas Hürlimann ist bekannt dafür, seine Heimat nicht mit Samthandschuhen anzufassen. Und auch mit der eigenen Familie geht er scharf ins Gericht. Vorbild für den machthungrigen Bundespräsidenten in seinem Roman "Der große Kater" war nämlich Hürlimanns eigener Vater, der 1979 tatsächlich dieses Amt bekleidete. Die Romanvorlage und auch die Verfilmung zeigen einen Mann in der Krise.

Zu viel der Philosophie

Zu den politischen Sorgen kommt auch noch eine persönliche Krise, denn "der große Kater", wie der Bundespräsident ehrfürchtig genannt wird, hat einen todkranken Sohn. Gerade die Ausweglosigkeit der Situation, meint Bruno Ganz, mobilisiere in seiner Figur aber ungeahnte Kräfte.

Das Diabolische des Romans vermisst man aber in der filmischen Darstellung. Zu viel Philosoph und zu wenig Mann der Tat ist dieser Landesvater, der nicht selbstsüchtig um den eigenen Machterhalt zu kämpfen scheint, sondern darum, dass das Gute in der Welt siegt. Den anstehenden Staatsbesuch des Spanischen Königspaares - auch das ein historisch authentisches Ereignis - will "der große Kater" nutzen, um das Steuer herumzureißen. Die politischen Gegenspieler lauern allerdings schon.

Für den Schweizer Bruno Ganz bedeutete es eine amüsante Abwechslung, in die Rolle des Landesvaters zu schlüpfen, sich einmal tatsächlich auf dem politischen Parkett zu versuchen, käme für ihn aber nicht in Frage.

Zu viele Köche...

Was ist also der Grund dafür, dass der große, fauchende Kater der Romanvorlage auf der Kinoleinwand meist nur mehr schnurren darf? Wahrscheinlich hat das damit zu tun, dass zu viele Köche an der Verfilmung mitgekocht haben. Die Eingriffe von Produzentenseite scheinen dabei so schwerwiegend gewesen zu sein, dass Regisseur Markus Imboden schon vor Beginn der Dreharbeiten das Handtuch geworfen hat. Und auch der daraufhin engagierte Wolfgang Panzer wollte kurz vor Fertigstellung des Films aufgrund von künstlerischen Konflikten mit den Produzenten seinen Namen zurückziehen. Hinter den Filmkulissen scheinen also die bissigen Kämpfe stattgefunden zu haben, die man sich für die Kinoleinwand gewünscht hätte.