Die schwedische Israelmission während der Shoa

Seegasse 16

"Seegasse 16 - Wenn Überzeugungen zum Prüfstein werden" diesen Titel trägt ein Kunstprojekt der evangelischen Akademie, das heute Abend in Wien stattfindet - entstanden ist es in Zusammenarbeit mit der jüdischen Historikerin Anna Wexberg-Kubesch.

Im Haus Seegasse 16 in Wien Alsergrund befand sich zwischen 1920 und 1941 die sogenannte Schwedische Israelmission. Ihr ursprünglicher Auftrag war, Jüdinnen und Juden über die evangelische Kirche zu informieren und zu taufen.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten begann man jedoch ein ganz anderes Ziel zu verfolgen: man unterstützte Ausreisewillige und sozial Bedürftige - auch solche, die nicht zum Christentum übergetreten waren.

"Von der Hilfe her, wurde kein Unterschied gemacht, das sieht man an den Fürsorgeakten, das steht dann Bekenntnis: Evangelisch seit 1920 oder Mosaisch, wer Hilfe braucht der kriegte sie", sagt Waltraut Kovacic, Direktorin der evangelischen Akademie.

Rettende Ausreise

Welcher Art diese Hilfe war, das macht das sogenannte Lese-Theater am 19. November 2010 deutlich: Ganz nüchtern werden darin Auszüge aus Briefen vorgelesen.

Das klingt dann zum Beispiel so:"Wir machen ihnen die höfliche Mitteilung, dass ihre beiden Kinder, und zwar Erika und Liselotte, in Dublin, in St. Margareths Wall, aufgenommen wurden. Wir bitten sie somit, die zur Ausreise nötigen Papiere zu beschaffen wollen."

Briefe wie dieser konnten die Ausreise aus dem nunmehr zu Nazi-Deutschland gehörenden Österreich ermöglichen - und damit letztlich das Weiterleben. Drei bis viertausend Menschen wurden von der schwedischen Israel-Mission auf diese Weise vor der Shoah gerettet.