Scharia am Lehrplan

Großbritannien: Empörung über saudische Schulen

In Großbritannien herrscht Empörung über islamische Schulen, die nach dem Saudi arabischen Lehrplan unterrichten. In den Schulbüchern wird unter anderem das Schariagesetz erklärt, das Amputationen für Diebe und Steinigungen für Homosexuelle vorsieht. Die Ausgrenzung von Nicht-Muslimen steht ebenfalls auf dem Lehrplan. Rund 5.000 muslimische Kinder besuchen eine der etwa 40 Religionsschulen.

Mittagsjournal, 23.11.2010

Scharia in Lehrbüchern

In Saudi Arabien herrscht das islamische Schariagesetz, das unter anderem drakonische Strafen für Diebe, Homosexuelle und Ehebrecher vorsieht. Dass dieser Stoff auch in britischen Klassenzimmern unterrichtet wird, schockt das liberale, auf Diversität ausgerichtete Großbritannien.

"Nichtmuslime werden in der Hölle landen"

Der Sender BBC hat sich für eine Dokumentation über Islamschulen Zugang zu Lehrbüchern verschafft. Sie werden von der saudiarabischen Regierung zur Verfügung gestellt und sind in den rund 40 saudischen Privatschulen in Großbritannien im Gebrauch. sechsjährigen wird zum Beispiel gelehrt, dass alle Nichtmuslime im Höllenfeuer landen werden. Die Kinder sind in einer Übung aufgefordert verwerfliche Charaktereigenschaften von Juden aufzuzählen. Außerdem wird vor einer Verschwörung der Juden gewarnt, sie versuchten die Weltherrschaft an sich zu reißen, in dem sie Konflikte anzetteln.

"Kein repräsentatives Bild der islamischen Lehre"

Der international anerkannte Islamexperte Neal Robinson sagt, es sei nicht klug, diese Passagen als Teil der islamischen Lehre zu präsentieren. In den falschen Händen liefere dies Munition für Antisemitismus.

Koran aus historischem Kontext gerissen

In einem Schulbuch für 15-jährige wird mit Grafiken erklärt, wie Dieben die Hand und nach einer weiteren Tat der Fuß zu amputieren sind. Auch von verschiedenen Arten der Todesstrafe für Homosexuelle ist die Rede. Die saudische Botschaft in London bestreitet eine Verbindung zu diesen Privatschulen, zudem würden Passagen aus dem Koran immer wieder aus ihrem historischen Kontext heraus gerissen und zitiert.

Bisher nicht alle Schulen kontrolliert

Der britische Bildungsminister Michael Gove sagt, er überlasse anderen Ländern eine theologische Diskussion darüber zu führen. Diese Art von Stoff sollte seiner Meinung nach nicht in englischen Schulen unterrichtet werden.

Private Schulen in Großbritannien, die weniger als 12,5 Stunden pro Woche unterrichten, werden von der Regierung derzeit nicht überprüft. Das soll sich nun ändern, das Bildungsministerium kündigt eine Untersuchung an. Religiöser Fanatismus habe nichts in Klassenzimmern verloren.