Regionalregierung droht Niederlage
Katalonien: Test für Zapatero
In Katalonien finden an diesem Sonntag Regionalwahlen statt. Laut Umfragen werden die fünf Millionen Wahlberechtigten der regierenden Koalition aus Sozialisten, Linksrepublikanern und Grünen eine Absage erteilen Der Urnengang gilt als Test für die angeschlagene sozialistische Regierung Spaniens unter Premier Zapatero.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 27.11.2010
Politik gegen Fußball - 1:0
Katalonien und Spanien sind durch eine lange, konfliktreiche Geschichte miteinander verbunden. Rivalität und eine gehörige Portion Misstrauen bestimmen das gespannte Verhältnis zwischen Madrid und der separatistischen Minderheit am Rand der Halbinsel. Die Geschichte vom Zentralstaat und der aufmüpfigen Peripherie wird an diesem Wachende um ein Kapitel reicher: Das Los entschied, dass der Höhepunkt der Fußballsaison, das von politischer Rivalität aufgestachelte Duell zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona am Sonntag stattfinden sollte. Mit Rücksicht auf die ebenfalls für Sonntag angesetzten Regionalwahlen wurde das Schlagerspiel der Primera Division zwischen den nur durch einen einzigen Punkt getrennten Kontrahenten auf Montag verschoben. Welches der beiden Ereignisse – das politische oder fußballerische – mehr Emotionen wecken wird, ist umstritten.
Niederlage programmiert
Das Ergebnis der Regionalwahlen scheint klar: Alle Umfragen sagen den drei Parteien der amtierenden Koalitionsregierung in Katalonien Stimmenverluste voraus. Am schwersten dürfte es den Ableger der auch in Madrid regierenden Sozialisten treffen. Der in Andalusien geborene und im Alter von sechzehn Jahren nach Katalonien ausgewanderte Ministerpräsident José Montilla muss sich auf einen Stimmeneinbruch gefasst machen.
Popularitätstief Zapateros
Ein Teil des Wählerfrusts ist mit der wirtschaftlichen Misere Spaniens zu erklären; die Krise hat auch die wettbewerbsorientierte Region im Nordosten des Landes voll erfasst. Das Popularitätstief von Premierminister Zapatero hat die Aussichten von Ministerpräsident Montilla auf eine Wiederwahl vertan: "Die Mehrheit dieses Landes wählt links. Wir können uns nicht erlauben, dass ein Land der Linken von der Rechten regiert wird. Das wäre ein Rückschritt."
Nationalisten siegessicher
Die von José Montilla mit Linksrepublikanern und grünen Separatisten gebildete Koalition war ein Zweckbündnis, das die Herrschaft der stärksten Partei Kataloniens verhindern sollte. Die bürgerlichen Nationalisten – seit 2003 in der Opposition – rechnen wieder mit einem Sieg. Ihr Chef ist der Favorit für den Posten des Ministerpräsidenten. Artur Mas warb um die Stimmen der konservativen Nationalisten. "Ich appelliere an jene innere Kraft, an jene tiefe Überzeugung, die uns als Volk und als Nation zusammenhält."
Wahlkampf mit Porno und Orgasmus
Beim Versuch, Wähler zu mobilisieren, bemühten sich die Parteien um Originalität – Auffallen um jeden Preis. Die Volkspartei, der Stimmengewinne vorhergesagt werden, lancierte ein Online-Spiel, in dem die Spitzenkandidatin als Videoheldin Jagd auf Separatisten und illegale Einwanderer macht. Der ehemalige Präsident des FC Barcelona trat mit separatistischen Slogans und einem Werbevideo an, in dem eine Porno-Darstellerin vor dem Stadion Real Madrids auftritt. Ähnlich schlüpfrig der Werbefilm der sozialistischen Jugendorganisation: Eine Katalanin erlebt bei der Stimmabgabe einen Orgasmus.
Nichts deutet darauf hin, dass die regierenden Sozialisten am Sonntag bei der Stimmauszählung ein ähnliches Hochgefühl erleben werden.