Neue Dauerausstellung

Museum Judenplatz eröffnet nach Renovierung

Unter dem Holocaust-Mahnmal von Rachel Whiteread, auf dem Judenplatz in Wien, befindet sich das Museum Judenplatz - mit den unterirdischen Resten der gotischen Synagoge. Nach einer Renovierung wird das Museum wieder eröffnet - mit spannender neuer Dauerausstellung.

Das Haupthaus des Jüdischen Museums in der Dorotheergasse muss indessen saniert werden. Das Ausstellungsprogramm danach, und die Projekte 2011 am zweiten Standort Judenplatz wird die Direktorin Danielle Sperra heute Vormittag präsentieren.

Wiener (jüdisches) Mittelalter, filmisch visualisiert

Die neue Ausstellung im Museum Judenplatz könnte ein breites Publikum interessieren. Man bekommt dort eine sehr plastische Vorstellung davon, wie Wiener Häuser und Gassen im Mittelalter ausgesehen haben.

Filmisch vorgeführt wird das mittels 3-D-Animation. Ein siebenminütiger Streifen nimmt die Besucher mit auf virtuelle Kamerafahrten durch das jüdische Viertel im gotischen Wien. Aufgrund intensiver Forschungen der letzten Jahre kennt man die Besitzer einzelner Häuser und weiß erstaunlich viel über sie.

In Wien lehrten berühmte Rabbiner, die von weither Studenten anzogen. Diese lebten wie allgemein üblich in den Haushalten der Rabbinerfamilien, erzählt die Kuratorin Felicitas Heimann-Jelinek.

"Wir wissen zum Beispiel, dass es Auseinandersetzungen gab, weil: Wie junge Leute nun mal sind, gehen sie in den Keller, holen sich Wein, fangen an zu randalieren....also, wir bekommen ein Alltagsbild dieser mittelalterlich jüdischen Gemeinden."

Ansiedlungserlaubnis wegen Kreditbedarf

Jüdische Familien durften sich - auch in Wien - deshalb ansiedeln, weil die Kirche Christen Geldverleih auf Zinsen verbot. Die adelige Oberschicht brauchte aber Kreditgeber. Von Handwerksberufen waren Juden per Zunftreglement ausgeschlossen. So war es nur logisch, dass sich auch die Bewohner der Wiener Judenstadt meist mit Darlehensgeschäften den Unterhalt verdienten; und zwar quer durch die sozialen Schichten, von der Dienstmagd bis zum Rabbiner.

Das Zusammenleben mit christlichen Nachbarn funktionierte noch im 14. Jahrhundert verhältnismäßig gut. Man besuchte einander und beschenkte sich zu Feiertagen.

Massaker "Wiener Gesera": wirtschaftliche Motive

Und trotzdem war gegen Ende des Mittelalters Wien einer der ersten Schauplätze eines Massakers. Herzog Albrecht der V. ordnete die sogenannte Wiener Gesera an. Als offizielle Begründung diente eine angebliche Hostienschändung.

"Es ist auf der einen Seite drum gegangen, schuldenlos zu werden, sich Eigentum anzueignen. Wir wissen ja auch, dass der Großteil dieser jüdischen Gemeinde schlicht und einfach vertrieben worden ist, nämlich all jene, die kein Geld hatten, und nur diejenigen, die zu dieser ökonomischen Oberschicht gehört haben, hat man gefangen gesetzt, um aus ihnen herauszupressen, wo sie unter Umständen ihre Güter versteckt haben konnten, und hat sie danach eben umgebracht", die Kuratorin Felicitas Heimann-Jelinek.

Neben der Dauerausstellung wird heute im Museum Judenplatz die erste einer Reihe von Sonderschauen eröffnet. "Ganz rein! Jüdische Ritualbäder", in Fotografien von Peter Seidel.

Haupthaus Dorotheergasse wird saniert

Das Haupthaus des Jüdischen Museums im Palais Eskeles in der Dorotheergasse wird ab 10. Jänner saniert. Technische Einrichtungen wie die Klimaanlage sind überaltert und zu tauschen.

Wieder eröffnen will man möglichst im kommenden Juli. Eine der ersten Ausstellungen danach heißt "Bigger Than Life" - es geht um die ersten 100 Jahre Hollywoods, verrät die Direktorin Danielle Sperra.

"Wer hat eigentlich Hollywood gegründet? Es waren hauptsächlich Juden aus dem ehemaligen Donaumonarchie-Raum, aus Mittel- und Osteuropa, die nach Hollywood gegangen sind und diese Geschichte eigentlich erst gemacht haben. Von den Gründervätern bis zum heutigen jüdischen Hollywood ist da alles drin - das wird eine ganz tolle Ausstellung."

Für 2012 gibt es Ausstellungsthemen wie die Kabbala, also jüdische Mystik.