Homosexualität in Israel

Du sollst nicht lieben

Homosexualität ist im ultraorthodoxen Judentum ein heikles Thema, doch genau darüber hat der israelische Regisseur Haim Tabakman sein Spielfilmdebüt gedreht. "Du sollst nicht lieben" schildert die schwierige Liebesgeschichte zwischen einem älteren Fleischhauer und einem jungen Studenten in Jerusalem.

Kultur aktuell, 09.12.2010

Wann hast du das letzte Mal Jerusalem verlassen? Der Fleischhauer Aaron, ein Anhänger des ultraorthodoxen Judentums. weiß darauf keine Antwort. Lange schon ist er aus seinem Viertel nicht mehr rausgekommen und ebenso lange ist diese Enge des Lebensraums auch ein Symbolbild für die geistigen und emotionalen Grenzen im Leben des Mannes. Bis der junge Student Ezri in sein Leben tritt und der Glaube auf eine harte Probe gestellt wird, denn Aaron verliebt sich.

Religiöse Zwänge

Die strengen Regeln der Religion strukturieren das Leben im Alltag, sie geben auf der einen Seite Halt und Ordnung, erweisen sich auf der anderen aber auch als Gefängnis für die Gefühlswelt.

Regisseur Haim Tabakman macht in "Du sollst nicht lieben" aus einer vordergründig oberflächlichen Liebesgeschichte zwischen zwei Männern eine psychologische Studie eines Mannes im Zwiespalt, zwischen gesellschaftlichen und religiöse Zwängen sowie den eigenen innersten Bedürfnissen und Sehnsüchten. Sein Film, so Regisseur Haim Tabakman, thematisiere vor allem das Finden der eigenen Identität sowie die Notwendigkeit von Leidenschaft im Leben, "auch wenn diese zerstören kann."

"Kein Spielraum für Interpretation"

Tabakman veranschaulicht das zutiefst menschliche Dilemma auf einem schmalen Grat, ohne vorsätzlich Feindbilder zu schüren, zugleich aber auch kaum Zweifel an den Ursachen zu lassen. Vor allem die gesellschaftliche Repression und der Gruppendruck auf den Fleischer nehmen unaufhörlich zu bis hin zur Drohung, dass Aaron und seine Familie das Viertel verlassen müssen.

Haim Tabakman macht sich aber kaum Hoffnungen auf eine Verbesserung der Situation: "Wer als Mann mit einem anderen Mann schläft, soll gesteinigt werden, auf diese biblische Vorgabe berufen sich ultraorthodoxe Juden, und da gibt es auch keinen Spielraum für Interpretation." In Bildern, die meist Distanz zu den Figuren vermitteln, nimmt der Film "Du sollst nicht lieben" Abstand von einer allzu reißerischen Anklage, aber auch von einem allzu aufdringlichen Toleranzplädoyer.