James Turrell im Interview

Vulkan als Licht-Observatorium

Der Lichtkünstler James Turrell macht das Licht zum Thema seiner Kunst. Immer wieder schuf der 1943 geborene US-Amerikaner monumentale Lichtinstallationen in leeren Museumsräumen oder verblüffte mit Roden Crater, einem erloschenen Vulkan in Arizona, den er in ein Licht-Observatorium und Riesenkunstwerk verwandelt hat.

Der Flieger, Mathematiker und Psychologe hat Ö1 bei seinem letzten Wien-Besuch erzählt, was er am Licht so faszinierend findet.

Kultur aktuell, 24.12.2010

Licht wird plastisch

James Turrell bringt Räume zum Glühen. Die ebenso allgegenwärtige wie nicht fassbare Materie Licht wird in seinen Installationen so plastisch, dass sich Besucher gegen Lichtmauern in türkis oder pink lehnen und dann umfallen. Seine Kunst sei reine Physik, nur dass sie Dinge sichtbar mache, die man sonst nicht sieht, erklärt Turrell.

Ganz nah holt er den Himmel heran in seinen Skyspaces, Lichtobservatorien, in denen man durch ein Loch in der Decke das Spiel der Wolken und der Sonnenstrahlen mit neuen Augen bestaunen kann. Genau genommen verkaufe er eigentlich nur blauen Himmel, lacht Turrell. Aber so sei das eben mit der Kunst, sie sei zugleich sehr viel und gar nichts wert.

Licht als Nahrung

Für James Turrell ist das Licht absolut unterbewertet. Immerhin dient es uns als wichtige Nahrung, ohne Vitamin D könnten sich unsere Knochen nicht entwickeln und wir würden Depressionen bekommen.

James Turrell studiert das Licht vor allem in seiner Forschungsstation Roden Crater, in seinem erloschenen Vulkan, der mitten in der Wüste Arizonas liegt. Der Vorteil in der Wüste: es gibt rundherum kaum Lichtquellen, das heißt keine Lichtverschmutzung. Denn Menschen lieben es, die Nacht zu beleuchten, bedauert Turrell, um die Sterne nicht zu sehen. Mit den Sternen versuchen sie die Existenz des Universums auszublenden, das in seiner Unendlichkeit beängstigend wirkt.

Blick in den Kosmos

Mit seinen Himmelsobservatorien möchte James Turrell Menschen den Blick in den Kosmos ermöglichen, die - auch wenn sie sich nicht für Religion interessieren - hin und wieder in das Gesicht Gottes blicken wollen, um ihr Dasein zu verstehen. Denn die Welt werde zunehmend spiritueller.

14 Millionen US-Dollar hat James Turrell schon in seinen Roden Crater gesteckt. Ein Zeichen, dass für ihn der Wert des Lichts mehr als nur ein Lippenbekenntnis ist.

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Roden Crater