Hausbriefkästen: Zugang für Private ab 2013

Post rüstet sich gegen Konkurrenz

Mit 1. Jänner 2011 ist der Postmarkt in Österreich vollständig liberalisiert. Dann dürfen auch private Anbieter klassische Briefe zustellen. Derzeit gibt es jedoch keine Interessenten dafür, weil Private erst ab 2013 Zugang zu den Hausbriefkästen bekommen. Die Post rüstet sich trotzdem bereits für mögliche weitere Konkurrenz.

Mittagsjournal, 29.12.2010

Pölzl: Post muss effizienter werden

Die Post habe schon jetzt in vielen Bereichen private Konkurrenz, das gehe von der Zustellung von Werbesendungen bis hin zur Paketzustellung. Deshalb müsse man effizienter werden, sagt Post-Generaldirektor Georg Pölzl. Derzeit besuche die Post täglich vier Millionen Haushalte, das werde sich ab April ändern: "Wir werden ab 1. April sehr klar zwischen sogenannten Priority-Produkten, die wirklich am nächsten Tag beim Empfänger ankommen, und Produkten mit längerer Laufzeit differenzieren. Diese sogenannten Economy-Produkte haben dann eine Laufzeit von zwei bis drei Tagen."

Briefe werden am nächsten Tag zugestellt

Klassische Briefsendungen seien in jedem Fall Priority-Produkte, die am nächsten Tag zugestellt werden. "Parallel wird es jenen Bereich geben, wo der Kunde frei entscheiden kann", sagt Pölzl. Die Preise würden von der Dauer der Zustellung abhängen, für die sich der Kunde entscheidet. Je schneller zugestellt wird, desto teurer werde das. Pölzl will außerdem die Fahrzeuge der Post besser auslasten: "In Österreich haben wir circa 8.000 Fahrzeuge – die stehen am Nachmittag. Das ist keine ideale Auslastung, man könnte überlegen, ob man die Postzustellung auf den ganzen Tag verteilt."

Größe soll über Preis entscheiden

Eine weitere Neuerung betrifft die Abrechnung. Künftig soll der Preis für die Zustellung einer Briefsendung nicht mehr nach dem Gewicht, sondern nach der Größe festgelegt werden. "So etwas gibt es ja auch im Paketbereich schon. Das ganze folgt vor allem dem Prinzip, dass die Angebote für den Endkunden besser zu verstehen, und damit auch für unsere Postpartner einfacher zu verkaufen sind."

Einsparen durch Postpartner

Derzeit gibt es in ganz Österreich insgesamt bereits 1.100 Postpartner, also Tankstellen, Trafiken oder Lebensmittelgeschäfte, die Dienstleistungen der Post anbieten. Gemeinsam mit den noch bestehenden klassischen Post-Filialen betreibt die Post damit zwischen 1.800 und 1.900 Geschäftsstellen. Nächstes Jahr werden weitere Postämter geschlossen und stattdessen Postpartner genommen. Hintergrund sind Einsparungen.

Pölzl: Weiter Mitarbeiter abbauen

Ein Postamt kostet die Post rund 70.000 Euro im Jahr, für Post-Partner muss die Post nur maximal 20.000 Euro zahlen. Dazu kommt, dass durch die Schließung eines Postamtes Personal eingespart wird. Das werde auch 2011 weitergehen, kündigt Pölzl an: "Wir müssen weiter im Mitarbeiterbereich einsparen. Die Post baut seit Jahren um die 800 Mitarbeiter jährlich ab. Das müssen wir beibehalten." Auch 2011 sollen bis zu 900 Mitarbeiter eingespart werden.

Expansion in Länder des früheren Ostblocks ?

All die genannten Maßnahmen sollen dazu beitragen, die Post noch wettbewerbsfähiger zu machen. In drei Jahren sei dann auch eine weitere Expansion in Länder des früheren Ostblocks denkbar, so Pölzl: "Im Vergleich zu Österreich haben wir dort deswegen Chancen, weil es eine Briefzustellung auf dem in Österreich gewohnten Qualitätsniveau nicht gibt. Deswegen können wir uns vorstellen, dass wir dann nach 2013 dort vor allem mit einem Qualitätsprodukt antreten."

Liberalisiert werden die Postmärkte 2013 etwa in Ungarn, der Slowakei und Tschechien. Dort ist die Österreichische Post auch jetzt schon tätig.