Pensionserhöhung rückwirkend gestrichen
Seniorenprotest gegen Sparpaket
200.000 Senioren verlieren durch die Streichung des Alleinverdienerabsetzbetrages 364 Euro im Jahr. Und wie jetzt bekannt geworden ist, gibt es auch für die rund 100.000 Neupensionisten des Jahres 2010 keine Pensionsanpassung. Seniorenvertreter sind jetzt mit massiven Protesten konfrontiert.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 05.01.2011
"Verständnislose" Reaktionen
Von zum Teil wütenden Protesten betroffener Pensionisten berichtet der stellvertretende Vorsitzende des Seniorenrates Andreas Khol (ÖVP): "Es gibt viele Austritte und viel Verärgerung", sagt Khol unter dem Eindruck einer Flut an Emails an seine Adresse. Die Menschen seien verständnislos. Die einen, weil sie im Jänner netto weniger von der Pensionsversicherung überwiesen bekommen haben als im Dezember, durch die Streichung des Alleinverdienerabsetzbetrages. Die anderen - und das war bisher nicht bekannt - weil ihre Pension mit 1. Jänner nicht wertangepasst worden ist.
Anpassung rückwirkend gestrichen
Die Seniorenvertreter gingen davon aus, dass die Pensionsanpassung nicht in vollem Ausmaß gestrichen wird und vor allem erst für die Neupensionisten des Jahres 2011 gilt. ÖVP-Seniorenchef Andreas Khol: "Jetzt wird das aber komplett gestrichen." So würden Menschen, die etwa im Februar 2010 in Pension gingen, die Anpassung erst im Jahr 2012 erhalten - also erst nach 23 Monaten. Das sei sehr weitgehend und mit den Pensionistenvertreten so nicht vereinbart, so Khol.
Protest nützte nichts
Auch SPÖ-Pensionistenchef Karl Blecha, der, weil im Ausland, für ein Interview nicht erreichbar war, ist über diese Entwicklung empört. Offenbar wurden diese Änderungen an den Seniorenvertretern vorbeigeschwindelt, wenn auch Khol diesen Ausdruck nicht verwenden will: "Wir haben dagegen protestiert, aber das hat nichts genützt." Die Macht der Seniorenvertreter sei immer stark übertrieben worden, sagt Khol. An der angekündigten Verfassungsklage gegen die Streichungen halte man jedenfalls fest, so Khol. Die genaue Vorgangsweise werde aber erst geprüft.
Kosten durch Wehrpflichtabschaffung
Zum Thema Freiwilligendienst anstelle des Zivildienstes sagt der ÖVP-Seniorenbund-Chef, dass dieser sicher auch für Pensionisten interessant sein könnte. Andreas Khol warnt aber eindringlich davor, die Folgen einer Abschaffung der Wehrpflicht und damit auch des Zivildienstes zu unterschätzen. So glaube er nicht, dass Senioren die harte Arbeit der Zivildiener etwa in der Krankenpflege eins zu eins leisten könnten. "Da darf man sich nicht in den Sack lügen: Wenn die Wehrpflicht abgeschafft wird, haben wir ein veritables Kostenproblem, um die 13.000 Zivildiener ersetzen zu können."