Eine Million Staatsbedienstete werden gekündigt

Massenentlassungen in Kuba

Mit dem Jahreswechsel hat in Kuba eine völlige Neuordnung des Arbeitsmarktes begonnen. Erstmals seit Beginn der kommunistischen Revolution kommt es zu Massenentlassungen. Das wachsende Defizit macht die Kündigung von Staatsbediensteten notwendig und das sind rund fünf Millionen Kubaner. Eine Million Posten soll dem Sparstift zum Opfer fallen.

Abendjournal, 05.01.2011

Mit Stellenabbau bereits begonnen

Kuba hat mit dem Abbau von mehr als einer halben Million Stellen im öffentlichen Dienst bis Ende März begonnen. Die im Herbst angekündigte "Neuordnung des Arbeitsmarktes" in fünf Wirtschaftssektoren sei auf dem Weg, teilte die Einheitsgewerkschaft CTC mit. Mittelfristig will die kubanische Führung sogar eine Million staatliche Jobs streichen, um die Wirtschaft des kommunistisch geführten Landes effizienter zu gestalten.

20 Prozent weniger staatliche Beschäftigte

Betroffen seien Beschäftigte in den Bereichen Zuckerproduktion, Landwirtschaft, Bauwirtschaft und Tourismus, sagt CTC-Generalsekretär Salvador Valdes. Auch im Gesundheitswesen, Aushängeschild des Karibikstaates, würden Stellen gestrichen. Die kommunistische Führung unter Staatschef Raul Castro hatte im September angekündigt, mittelfristig eine Million Jobs im öffentlichen Dienst abzubauen, was rund 20 Prozent der staatlichen Beschäftigten entspricht.

Niemand soll arbeitslos werden

Valdes kündigte an, die Gewerkschaft werde über die korrekte Umsetzung der "Anpassung" wachen. Insbesondere gelte es zu verhindern, dass wegen Vetternwirtschaft nur bestimmte Beschäftigte betroffen seien. Zudem dürfe am Ende des Prozesses kein kubanischer Arbeiter arbeitslos sein. Die kubanische Regierung hat versprochen, die Gekündigten in anderen Unternehmen unterzubringen. Auch wenn die Arbeiter den neuen Job ablehnen, erhalten sie abhängig von der Zahl der Berufsjahre weiter ein Gehalt.

Ziel: Mehr Kubaner im Privatsektor

Neue Jobs erhofft sich Kuba vom Ausbau des selbstständigen Unternehmertums, den Castro im Oktober angekündigt hat. Die Regierung plant die Ausgabe von Lizenzen für 178 Berufsgruppen, insbesondere kleine Handwerksbetriebe und Einzelhändler wie Friseurgeschäfte und Restaurants. Erklärtes Ziel ist es, dass bis 2015 rund 50 Prozent der fünf Millionen kubanischen Arbeiter im Privatsektor tätig sind. Derzeit kontrolliert der kubanische Staat noch 95 Prozent des Wirtschaftslebens.