Stefan Pucher inszeniert düster

Strindbergs "Rausch" im Akademietheater

Stefan Pucher gilt als innovativer Theaterreformer. Im Wiener Akademietheater inszeniert er August Strindbergs eher unbekanntes Stück "Rausch". Es spielen unter anderen Catrin Striebeck, Ignaz Kirchner, Dorothee Hartinger, Petra Morzé und Lucas Gregorowicz. Premiere ist am Freitag, 14. Jänner 2011.

Kulturjournal, 13.01.2011

Gernot Zimmermann im Gespräch mit Regisseur Stefan Pucher

Der deutsche Regisseur Stefan Pucher ist in der Schweiz und Deutschland bekannter als bei uns. Dort gilt er als innovativer Theaterreformer, der als einer der Ersten Videokameras und -einspielungen auf der Bühne verwendete.

In Wien hat er vor einem Jahr zum ersten Mal am Burgtheater inszeniert - Shakespeares "Antonius und Cleopatra", mit mäßigem Erfolg und mit Catrin Striebeck in der Titelrolle. Sie spielt auch jetzt wieder in August Strindbergs eher unbekanntem Stück "Rausch" mit.

Mittagsjournal, 13.01.2011

Fragmentarisch und düster

Das Kind der Rivalin will Henriette nicht leiden, die sich mit dem plötzlich erfolgreichen Theaterdichter Maurice einlässt. Und das Kind stirbt wirklich. Schuldgefühle treiben die beiden auseinander. Regisseur Stefan Pucher findet Strindbergs Stück "Rausch" düster. Er schätzt an ihm, dass es merkwürdig fragmentarisch anmutet.

"Verbrechen und Verbrechen" wollte August Strindberg das um 1899 entstandene und in Paris angesiedelte Stück einst nennen. Dann wäre der Bezug zur Gedankenwelt Dostojewskis und zu seinem Roman "Verbrechen und Strafe" noch deutlich. Die Nähe zu Dostojewski und Nietzsche ist für Stefan Pucher in diesem Stück besonders groß: "Interessant an dem Stück ist auch die Frauenfigur der Henriette, weil Strindberg ein ausgewiesener Frauenhasser war. Eigentlich ist hier alles gut, wenn die Frau weg ist."

Eine leise Inszenierung

Catrin Striebeck, die aus dem Fernsehen und Filmen etwa von Fatih Akin bekannte deutsche Schauspielerin mit Wiener Wurzeln, spielt die Henriette, an ihrer Seite sind Ignaz Kirchner, Dorothee Hartinger, Petra Morzé und Lucas Gregorowicz zu sehen. Striebeck war schon Stefan Puchers "Cleopatra" in einer nicht recht gelungenen Aufführung am Burgtheater, doch Pucher schätzt die Darstellerin besonders.

Stefan Puchers Bühnenbildnerin Barbara Ehnes hat im Akademietheater eine Zwischendecke eingezogen. Unten eine cremefarbenes Café des Pariser Fien de Siécle, oben ein weiter Raum für Videoprojetionen. Mit diesem Theatermittel, das inzwischen schon inflationäre Verwendung auf den Bühnen findet, ist Pucher einst bekannt geworden - und mit der extensiven Verwendung von Popmusik. Nun wollte er wohl eine leisere, düstere Inszenierung abliefern. Ob ihm das mit "Rausch" gelingt, wird die Premiere weisen.

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