Heeresexperten optimistisch

5.000 Euro Prämie reichen

Was würde ein Freiwilligenheer für Österreich tatsächlich kosten? Diese Frage wurde zuletzt im Zusammenhang mit der Absetzung des Generalsstabschefs durch Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) heftig diskutiert. Heeresexperten halten die angepeilte Prämie von 5.000 Euro für ausreichend, können aber kaum auf internationale Erfahrungen zurückgreifen.

Morgenjournal, 29.01.2011

Geplante Prämie halbiert

Es geht darum, wie realistisch die öffentlich präsentierten Modellrechnungen des Ministers sind, unter anderem in Bezug auf die Prämie, mit der Freiwillige für den Dienst im Heer geworben werden sollen. Erfahrungen damit gibt es in Österreich bisher keine, und die Armeen anderer Länder sind nur begrenzt vergleichbar.

Das von Verteidigungsminister Norbert Darabos vorgelegte Modell eines Freiwilligenheeres umfasst unter anderem eine Miliz von 10.000 Mann. Das wären ausgebildete Soldaten, die im Zivilleben stehen, aber vom Heer zu Übungen und Einsätzen gerufen werden können. Dafür soll es eine "Miliz-Beorderungsprämie" geben. Zunächst waren 10.000 Euro pro Jahr angesetzt, im Endbericht des Ministers nur mehr 5.000 Euro.

Besseres Image könnte locken

Nach Ansicht des Heeresexperten Erich Reiter, ehemals Sektionschef im Verteidigungsministerium, würde auch diese niedrigere Summe genügen, um Freiwillige zu verpflichten: "Bis zu 2.000 Mann im Jahr müssten mit einer Prämie von 5.000 Euro leicht zu gewinnen sein." Ein Berufsheer der Zukunft mit moderner Ausrüstung könnte ein besseres Image haben als das gegenwärtige Bundesheer. Und ein Image trage sehr viel dazu bei, ob man "dienen" will oder nicht.

Kaum internationale Vergleichswerte

Der internationale Vergleich ist allerdings schwierig. In Schweden wird ein ähnliches System aus Berufs- und Milizsoldaten erst erprobt, bisher gibt es dort zu wenige Freiwilligen-Meldungen. Auch in Deutschland, das die Wehrpflicht ausgesetzt hat, stehe noch gar nicht fest, wie genügend Soldaten angeworben werden können, sagt Georg Mader vom international tätigen Militärverlag Janes Defense. Als Anreiz im Gespräch seien 19,20 Euro Zuschlag zum normalen Sold, eine Weiterverpflichtungsprämie von 100 Euro im Monat und ein "Entlassungsgeld" am Ende von 76 Euro pro gedientem Monat. Es bestehe aber auch noch Uneinigkeit, ob die Sparziele überhaupt erreichbar seien.

Realistischer Ansatz

Auf die mangelnde Erfahrung in vergleichbaren Ländern weist auch der Militärexperte Gerald Karner hin, selbst ehemals Offizier im Bundesheer. Die derzeit vorgeschlagene 5000-Euro-Prämie sei aber realistisch: "Das ist doch ein substanzieller Anreiz, und ich denke, dass man damit das Auslangen finden sollte. Erfahrungswerte gibt es in dieser konkreten Form bis jetzt kaum. Aber andere Länder kommen mit derartigen Ansätzen durchaus aus." Insgesamt hält Karner das von Darabos präsentierte Modell - auch mit den geringer angesetzten Prämienzahlungen - für durchaus passend für die österreichischen Bedürfnisse.

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