Wegen Kommentars bei Prüfung

"Blasphemie": Schüler droht Todesstrafe

Menschenrechtsorganisationen warnen davor, dass religiöser Extremismus und durch die Taliban geschürte Gewalt in Pakistan auf dem Vormarsch sind. Im Jahr 2010 hat die religiös motivierte Gewalt in Pakistan stark zugenommen. Geschürt wird sie auch durch umstrittene Blasphemiegesetze, die Gotteslästerung mit harten Strafen ahnden. Das jüngste Opfer ist ein Schüler in Karachi.

Mittagsjournal, 03.02.2011

Gotteslästerung auf Schularbeit

Für den 17jährigen Schüler Sami Ullah in Karachi war es die schriftliche Abschlussprüfung. Aus Ärger über eine Prüfungsfrage schrieb der junge Mann einen kurzen Kommentar auf den Prüfungsbogen. Kurz darauf wurde er am 29.Jänner verhaftet. Die Schulleitung und die Polizei werfen ihm Blasphemie vor, damit droht ihm die Todesstrafe. Was er genau geschrieben hat, will niemand verraten mit dem Argument, die Gotteslästerung würde damit nur weiterverbreitet, ebenfalls ein Verstoß gegen das Gesetz.

Todesurteil verhängt

Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch sprechen von einem wahrhaft abstoßenden Fall und setzten sich für die Freilassung des 17-jährigen Schülers ein. Der Fall wirft ein weiteres Schlaglicht auf eine Reihe von Gesetzen, die Gotteslästerung mit der Todesstrafe ahnden sollen. Für weltweites Aufsehen sorgte im November die Verurteilung einer Christin, die bei einem Streit den Propheten Mohammed verunglimpft haben soll. Asia Bibi wurde im November zum Tode verurteilt, ihr Mann und ihre drei Töchter wurden von einer aufgebrachten Menschenmasse aus dem Dorf vertrieben.

Verteidiger ermordet

Als der landesweit bekannte und populäre Gouverneur der Provinz Punjab, Salman Taseer, sich für die verurteilte Christin und gegen das Blasphemiegesetz einsetzte, besiegelte er damit auch sein Todesurteil. Seine Ermordung Anfang Jänner sorgte für große Aufregung nicht nur in Pakistan. Zehntausende Pakistanis feierten den Mörder als Helden.

Häufiger Missbrauch

Pakistans Regierung machte klar, dass es keinerlei Pläne gebe, das international umstrittene Blasphemiegesetz abzuschaffen oder abzuändern. Doch die internationale Kritik wird immer lauter. Kritiker sagen, die Blasphemiegesetze würden in Pakistan häufig missbraucht, um sich an Feinden zu rächen. Außerdem habe sich damit die Verfolgung religiöser Minderheiten verschärft.

Kontraproduktiver Papstaufruf

Bis auf die Christin Asia Bibi gibt es keine bekannten Todesurteile, die auf dem Blasphemiegesetz beruhen, doch immer wieder gibt es Fälle, wo aufgebrachte Menschenmengen angebliche Gotteslästerungen selbst ahnden und die Beschuldigten töten. Sogar Papst Benedikt XVI. rief zu einer Aufhebung der umstrittenen Blasphemiegesetze in Pakistan auf - ein Aufruf, der den Zorn radikaler Muslime in Pakistan nur weiter genährt hat.