Debatte um Umschuldung Griechenlands

Schuldenkrise: Rolle der Banken im Zwielicht

An den Finanzmärkten gibt es seit Wochen nur ein Thema: eine mögliche Umschuldung Griechenlands. Die Frage stellt sich dabei, wem nützt es? Klaus Regling, Chef des Eurorettungsschirmes - also der Luxemburger Finanzgesellschaft, die die EU-Hilfskredite vergibt - hat Investmentbanken im Verdacht, die Debatte gezielt anzuheizen, weil sie auf hohe Gewinne spekuliert.

Mittagsjournal, 14.05.2011

Umschuldung herbeigeredet

Eines vorneweg: Ohne Problem keine Spekulation. Der griechische Schuldenberg ist hoch. Fast 330 Milliarden Euro oder 143 Prozent des BIP. Das ist zu viel, um innerhalb kürzester Zeit abgetragen zu werden. Das wissen die Griechen. Das wissen aber auch die Märkte. Also reden sie. Gerücht oder Wahrheit. Egal. An den Finanzmärkten wird viel geredet, manches herbeigeredet. Jetzt eben eine Umschuldung. Fabian Zuleeg, Ökonom der renommierten Brüsseler Denkfabrik European Policy Centre, verteidigt die Reaktion an den Märkten: für manche Institute würde eine Umschuldung Gewinne bringen. Generell sei jedenfalls für Griechenland und seine hohen Schulden dringend Hilfe nötig.

Nur wenige Gewinner

Dass die Annahmen für die Griechenlandhilfe möglicherweise von Beginn an unrealistisch waren, die Laufzeiten daher zu kurz und die Zinsen zu hoch sind, das interessiert nur einige wenige.

Ebenso wenig interessiert Investoren derzeit die Tatsache, dass eine Umschuldung die Not Griechenlands nur kurzzeitig lindern würde. Wer würde profitieren? Derzeit gebe es nur wenige Gewinner, meint Zuleeg. Insgesamt gehe es aber um eine Realisierung von Kosten, die schon entstanden sind. Deshalb müsse man sich jetzt Sorgen machen, wie diese Kosten verteilt werden.

Viele Länder haben Geld geliehen

Mit diesem Wissen lässt sich kein Geld machen. Rentabler sind da schon Szenarien, die für hohe Wellen am Markt sorgen. Ein solches Szenario ist eine Umschuldung. Wer würde profitieren?

Wem würde das schaden? Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel, so etwas wie die Notenbank der Notenbanken, hat exakte Zahlen erhoben. 100 Milliarden Euro hat sich Griechenland von internationalen Banken geliehen. Am meisten von Frankreich, fast 40 Milliarden Euro, weitere 24 von Deutschland, sieben von Portugal, zwei von Österreich und fast zehn Milliarden von Großbritannien. Auch Indien, USA und Canada sind Gläubiger Griechenlands. Sie alle müssten bei einer Umschuldung auf einen Teil ihres Geldes verzichten. Die Banken hätten schon Schritte gesetzt um die Auswirkungen abzufedern etwa dem Verkauf von Schuldverschreibungen an die Europäische Zentralbank.

Athen am Zug

Dass Hilfe nicht von allein kommt, wissen auch die Griechen. Alsor werden die Steuern werden wieder erhöht, neue Einsparungen drohen und der Verkauf von Tafelsilber soll 50 Milliarden einbringen. Jetzt im Mai will die griechische Regierung die neuen Maßnahmen ins Parlament bringen. Im Juni entscheiden dann die EU-Finanzminister, ob sie im Gegenzug die neue Tranche des Hilfskredites in Höhe von 12 Milliarden überweisen. Am Montag findet in Brüssel eine erste Diskussion statt.