Nulltoleranz aufgehoben

Gentechnisch veränderte Organismen in Futtermittel

Europas Genskeptiker schlagen Alarm: In Zukunft ist eine geringe Menge gentechnisch veränderter Organismen im Tier-Futtermittel erlaubt. Zwar liegt dieser Grenzwert nur bei 0,1 Prozent, aber bisher herrschte in ganz Europa eine Nulltoleranz.

Abendjournal, 23.02.2011

Der Grenzwert macht den Unterschied

Die strikte Anti-Gen-Blockade bröckelt. In jedem Sack importierten Futtermittels
ist von nun an die eine oder andere gentechnisch veränderte Sojabohne erlaubt. Der Grenzwert macht den Unterschied. Die EU-Kommission und die Mitgliedsstaaten haben sich darauf geeinigt, eine Verschmutzung von 0,1 Prozent zuzulassen. Ohne Grenzwert seien keine einheitlichen Tests auf echte Verunreinigung möglich, lautet die Argumentation. Greenpeace schlägt Alarm, ebenso die Grünen im EU-Parlament, wie der deutsche Europaabgeordnete Martin Häusling:"0,1 ist ein politischer Grenzwert, ein Nachweis-Grenzwert wäre bei 0,0. Wenn man 1.000 Sojakörner hat, kann ein Sojakorn gentechnisch verändert sein. Und in einem Schiff, das im Hamburger Hafen landet, können das mehrere Zentner sein, die gentechnisch verändert sind, ohne da es jemand beanstandet."

"Seit Jahren Standard"

Der EU-Kommission wirft Häusling eine gentechnik-freundliche Politik vor. Mit diesem Grenzwert von 0,1 Prozent erlaubter Verunreinigung werde der Gentechnik Tür und Tor geöffnet, ohne sich der Konsequenzen bewusst zu sein. Das Landwirtschaftsministerium verteidigt seine Entscheidung. Bisher habe es keinen Grenzwert gegeben, was zu einem rechtlichen Graubereich geführt habe. Und die erlaubte Verunreinigung von 0,1 Prozent sei in Österreich seit Jahren Standard. Die EU-Kommission habe also die Österreichische Position übernommen.