Schwerpunkt im Admiralkino

Teheran im Kino

Die Nachrichten, die - trotz offizieller Informationssperre - aus dem Iran vermeldet werden, klingen beunruhigend: Oppositionelle werden verhaftet, Demonstrationen brutal niedergeschlagen und ausländische Journalisten an der Berichterstattung gehindert. Kunst, und insbesondere Film, hat das Potenzial, andere Bilder und Sichtweisen auf das Leben im repressiven System aufzuzeigen, als über die Medien vermittelt werden.

Das ist wohl mit ein Grund dafür, dass der iranische Film derzeit international große Beachtung findet. Eine Auswahl iranischer Filme ist von 4. bis 10. März 2011 im Wiener Admiralkino zu sehen.

Kulturjournal, 04.03.2011

Stadt der Widersprüche

Teheran, die iranische Hauptstadt, eine Metropole, in der über acht Millionen Einwohner leben, steht im Mittelpunkt der Filmreihe. Teheran wird in den Filmen als Stadt der Gegensätze und Widersprüche gezeichnet, zwischen Tradition und Moderne, zwischen Anonymität der Großstadt und Überwachung durch Behörden, Verkehrsbelastung, Smog und individuellen Ruhepolen. Zusammengestellt wurde die Filmreihe von der in Wien lebenden Übersetzerin und Filmuntertitelerin Mandana Taban in Kooperation mit dem Iranischen Kulturverein Andischeh.

Sarkasmus und Metaphern

Der Regisseur Massoud Bakhshi spielt in seinem Film "Teheran has no more pomegranates" im Schnelldurchlauf die jüngere Geschichte der Metropole durch. Seine Montage aus Archivmaterial, Fotos und Interviews hebt die Grenzen zwischen Fiktion und Realität, zwischen Geschichtsschreibung und Wahrheitskonstruktion auf.

Bakhshi arbeitet mit Metaphern und Sarkasmus, um Kritik an politischen und sozialen Missständen zu transportieren. Subtiler Humor, sagt Mandana Taban, ist im iranischen Kino allgegenwärtig, wobei es nicht einfach ist, die Zensurbehörden zu täuschen – entsprechend schwierig haben es Filmemacher im Iran: "Oft dürfen fertiggestellte Filme nicht gezeigt oder ins Ausland ausgeführt werden. Es kann auch passieren, dass mitten in den Dreharbeiten plötzlich alle Genehmigungen zurückgezogen werden. Es ist ein harter Kampf!"

Widerstand zeigen

Diesen Kampf und den großen Energieaufwand, den es braucht, um überhaupt erst mit dem Filmdreh beginnen zu können, beschreibt auch der Regisseur Jafar Panahi im Kurzfilm "Der Teufelskreis". Als Unterstützer der oppositionellen Grünen Bewegung wurde der Filmemacher Panahi vor genau einem Jahr verurteilt und mit einem 20-jährigen Berufsverbot belegt. Auf seine Geschichte aufmerksam wurde die Weltöffentlichkeit, als Panahi nicht an der Berlinale-Jury teilnehmen konnte und sein freier Sessel symbolisch auf der Bühne stehen blieb.

Mandana Taban hält es für wichtig, Zeichen gegen die Repression zu setzen: "Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn sowas unbemerkt bleibt, wenn darüber nicht geredet wird und die Öffentlichkeit nichts erfährt, weil so kann das Regime einfach tun und lassen, ohne dass wer Notiz davon nimmt. Es ist wichtig, dass Information nach außen dringt, und ich glaube schon, dass es Panahi und Leuten in seiner Situation den Rücken stärkt, dass sie auch eine Bestätigung finden, wozu sie das alles durchmachen."

Grüne Tage

In den 1990er Jahren begann sich der Westen für iranischen Film zu interessieren - nun erlebt er, getragen von einer jungen Generation an Filmemachern und Filmemacherinnen, einen neuerlichen Aufschwung. Erst 22 Jahre alt ist die Regisseurin Hana Makhmalbaf, deren Film "Green Days" im Admiralkino gezeigt wird und von den Unruhen 2009 handelt.

Verwendet werden darin Handyvideos, die damals über YouTube Verbreitung fanden, und gedreht wurde vor allem mit digitalen Handkameras. "Das ist eine der Möglichkeiten, die Zensur zu umgehen", erklärt Mandana Taban, weil das natürlich unauffällig ist und man ohne Genehmigungen drehen kann. Man erregt kein großes Aufsehen. Das bringt auch Bewegung und ein neues Leben in das iranische Kino." Die im Admiralkino gezeigten Filme sind Beispiele für iranisches Underground-Kino, das ohne digitale Technologien anders aussehen würde. Der Bruch mit Traditionen ist hier oft durch die Not bestimmt und führt zu einer neuen Eigenständigkeit des iranischen Films.

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