Lage kaum verbessert

Zu wenige Frauen in der Spitzenpolitik

An den Schalthebeln der politischen Macht sitzen immer noch vorwiegend Männer. Das Institut für Parlamentarismus und Demokratiefragen registriert im Jahr 2010 in der EU zwar eine Verbesserung, die aber immer noch weit weg ist von einer gerechten Machtaufteilung.

Mittagsjournal, 05.03.2011

Von 50:50 weit entfernt

Frauen als Staatsoberhaupt, das gibt es innerhalb der EU nur in Finnland, Irland und Litauen, so die Studie des Instituts für Parlamentarismus und Demokratiefragen. Dazu kommen noch drei Königinnen in Großbritannien, Dänemark und den Niederlanden. Ein ähnliches Bild zeigt sich, wenn man sich die Spitzen der Regierungen ansieht. Drei von 27 Regierungen wurden im Vorjahr von Frauen angeführt, nämlich in Deutschland, Finnland und der Slowakei. Drei von 27, das macht einen Anteil von 11 Prozent. Besser ist die Quote innerhalb der europäischen Kommission: Von 27 Mitgliedern sind immerhin neun Frauen, also ein Drittel. Auch im Europäischen Parlament geht jedes dritte Mandat an eine Frau.

Von Halbe-Halbe kann also noch lange keine Rede sein. Doch die Situation habe sich in den vergangenen Jahren verbessert, sagt Birgit Sauer, Politologin an der Universität Wien.

Hierzulande besonders langsam

In Österreich sind die Quoten nicht gesetzlich verpflichtend, sondern - so wie in den meisten anderen EU-Ländern - unverbindliche Festlegungen der Parteien, sagt Expertin Sauer. Österreich sei da kein Ausnahmefall, aber "in Österreich geht es vergleichsweise langsam, weil da ja die Parteien nicht einmal die selbstgesteckten Quotenziele erreichen, mit Ausnahme der Grünen."

Dementsprechend niedrig ist der Frauenanteil im Österreichischen Parlament. Dort sind 50 der 183 Nationalratsabgeordneten weiblich. Das liege auch daran, dass bei der Erstellung der Wahllisten die Kammern und die Gewerkschaften ein gewichtiges Wort mitzureden hätten - "und die sind nicht unbedingt frauenfreundlich", so die Politologin.

Männer bilden Seilschaften

Je höher die Position, desto dünner wird die Luft für Frauen. In Österreich gab es noch nie eine Bundeskanzlerin oder eine Bundespräsidentin. In der Bundesregierung ist von einer 50-50-Aufteilung auch keine Spur. Elf männliche Minister und Staatssekretäre stehen sieben weiblichen Kolleginnen gegenüber. Politologin Sauer über die Ursachen dafür: "Die Parteien in Österreich sind einfach klassische Männerbünde, die versuchen innerhalb der eigenen männlichen Klientel Machtressourcen zu verteilen. Diese Seilschaften oder Männernetzwerke bedienen sich gegenseitig mit Positionen. Ich würde das als ganz klare Verhinderung von Kandidatinnen sehen."

Auch Frauen brauchen Netzwerke

Will eine Frau diese Männerseilschaften sprengen, muss sie sich Verbündete suchen und ein unterstützendes Netzwerk bilden, sagt Birgit Sauer. Das sollte dann aber auch ein Frauennetzwerk innerhalb der Partei und auch über Parteigrenzen hinaus bis in die sogenannte Zivilgesellschaft hinein sein. Frauensolidarität ist also angesagt.