Ausstellung im Kunsthaus Wien

HR Gigers "Träume und Visionen"

Der Schweizer Künstler HR Giger gilt mit seinen technoiden Fabelwesen und beklemmenden Fantasiewelten als Meister des Unheimlichen. Weltbekannt wurde er, als er für Ridley Scotts Science-Fiction-Klassiker "Alien" das außerirdische Wesen entwarf und dafür 1980 mit dem Oscar ausgezeichnet wurde. Das Kunsthaus Wien widmet HR Giger jetzt eine umfassende Retrospektive.

Kultur aktuell, 09.03.2011

Es sind albtraumhafte Gestalten, die HR Gigers Kosmos bevölkern. Schon seit mehr als 40 Jahren verursachen diese Maschinenmenschen Beklemmung. In einem Zeitalter der umfassenden Technisierung scheinen sie die kollektiven Ängste der Gesellschaft zu wecken. Einen dunklen Zukunftsvisionär hat man Giger deshalb genannt.

Als "Fressen für den Psychiater", bezeichnet der 71-jährige Künstler selbst mit einem ironischen Augenzwinkern seine Werke: "Das sind zum Teil einfach erfundene Sachen, die ich komisch fand und lustig. Also: Man darf den Humor dahinter nicht unbetrachtet lassen."

Ein Wesen ohne Augen

Gemalt sind fast alle Bilder in der Airbrush-Technik, Farben finden sich kaum, es dominiert ein kaltes, metallisches Silbergrau. Dabei sind Gigers furchterregende Gestalten aber alles andere als hässlich. Wenn der Schweizer Angst erzeugen will, dann reichen ihm oft kleine Eingriffe. Als Giger 1979 die Alien-Figur entwarf, ließ er etwa einfach die Augen weg. "Das macht einem Angst, wenn man nicht weiß, ob diese Figur einen entdeckt hat oder nicht", sagt Giger.

Die Zusammenarbeit mit dem britischen Regisseur Ridley Scott gestaltete sich dann auch äußerst harmonisch. Kein Wunder, trafen sich da doch zwei Freunde des Horrors, die beide ihr Handwerk verstanden. "Er hat immer gesagt 'Don't give it away', man soll es für später aufsparen, ja nicht alles am Anfang zeigen", erinnert sich Giger.

Derzeit arbeitet Ridley Scott an einer Vorgeschichte zu seinem Klassiker "Alien". "Prometheus" soll die heißen und HR Giger wurde wieder für die visuelle Gestaltung engagiert.

Sex statt Eisenbahn

Neben seinen Entwürfen für den Film thematisiert die Ausstellung auch die Bedeutung der weiblichen Erotik im Werk des Schweizers. Fast alle von Gigers Fabelwesen sind ja Frauengestalten, deren Unheimlichkeit mit einer starken sexuellen Ausstrahlung Hand in Hand geht. Als technoide "Femmes fatales" könnte man sie bezeichnen. Für Giger zeichnete sich dieser Weg von der Technik hin zur Erotik schon in seiner Jugend ab:

"Ich habe wie jeder als ich klein war mit der Eisenbahn gespielt und hatte mit der Zeit eine ziemlich große Eisenbahnanlage. Ich hatte auch selber Wagen, Lokomotiven und alles Mögliche konstruiert. Das hat mich ziemlich lang fasziniert, bis das Interesse am Sex kam, dann war's vorbei mit der Eisenbahn."

Erst 2006 hat das Kunsthaus eine umfassende Giger-Ausstellung gezeigt. Und auch wenn die jetzige Schau neu konzipiert ist, so sind deshalb doch keine großen Neuentdeckungen zu machen. Freunde des Fantastischen werden sich den Ausflug in die Traumwelten HR Gigers aber wohl dennoch nicht entgehen lassen.

Textfassung: Ruth Halle

Service

Ausstellung "HR Giger - Träume und Visionen", 10. März bis 26. Juni 2011, Kunst Haus Wien,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen die Eintrittskarten ermäßigt (zehn Prozent).

HR Giger
Kunst Haus Wien - HR Giger