Mehr Vorbeugung für Ärmere gefordert

Weniger Geld - kürzeres Leben

Wer arm ist, stirbt früher, auch in Österreich. Davor warnt die Ärztekammer gemeinsam mit Gesundheitsökonomen und Sozialexperten. Die Ärztekammer fordert vor allem mehr Gesundheitsvorbeugung für Kinder und Jugendliche aus armen Familien. Dabei könne der Ausbau von Ganztagsschulen einen wesentlichen Anteil leisten.

Mittagsjournal, 10.03.2011

Länger leben in der City

Menschen mit wenig Einkommen wohnen oft in schlechteren Gegenden, etwa neben vielbefahrenen Straßen, haben ungesundere Wohnungen, haben Berufe, die körperlich mehr belasten. Das erklärt der Sozialexperte Martin Schenk von der Diakonie und nennt zwei Wiener Bezirke: den reichen ersten und den von vielen Migranten bewohnten 15.Bezirk als Beispiele: Die Lebenserwartung ist demnach im 15. Bezirk um vier bis fünf Jahre niedriger als im ersten. "Das zeigt auch, dass die Lebenserwartung einer der besten Indikatoren für Lebensqualität ist." Wie sich auch das überall auf der Welt zeige, so der Experte.

Ungesundes Verhalten

Auch der Gesundheitsökonom Bernhard Schwarz sagt, armutsgefährdete Personen hätten eine niedrigere Lebenserwartung: Männer leben sechs Jahre kürzer, Frauen bis zu neun Jahre kürzer. Das liege auch am Gesundheitsverhalten. Denn "ungesundes Verhalten" sei bei den ärmeren Schichten stärker verbreitet wie Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum, Essgewohnheiten und Bewegungsmangel.

Gesund durch Ganztagsschule?

Abhilfe schaffen würde laut Ärztekammer-Präsident Walter Dorner bessere gesundheitliche Vorsorge und sozialer Ausgleich bei Kindern und Jugendlichen. Dorner nennt als erste Maßnahme mehr Ganztagsschulen, "wo automatisch durch das regelmäßige Mittagessen, durch die Betreuung am Nachmittag, durch die sportliche Tätigkeit mit den Kindern vieles abgewendet werden kann." Auch ein besserer Zugang zu Bildung sei ein wesentlicher Punkt für mehr Gesundheit, fordert der Ärztekammer-Präsident.