Ingolf Wunder bei der Deutschen Grammophon
Internationale Karriere mit Chopin
Seinem Namen ist der Pianist Ingolf Wunder längst gerecht geworden. Und seitdem er im Herbst 2010 den zweiten Platz beim Internationalen Chopin-Wettbewerb in Warschau gewonnen hat, stehen dem Kärntner Pianisten, der 1985 in Klagenfurt geboren ist, sämtliche Tore offen. Die Karriere scheint nicht mehr aufzuhalten.
8. April 2017, 21:58
Frédéric Chopin, Etüde Op. 10, Nr. 5
Ingolf Wunder
Der Chopin-Wettbewerb gilt unter jungen Pianistinnen und Pianisten als der wichtigste überhaupt und wird alle fünf Jahre in Warschau veranstaltet. Wer es schafft, unter die ersten Drei zu kommen, gilt als "gemachter" Künstler. Im Herbst 2010 war in der polnischen Presse von "Skandal" zu lesen, dass Ingolf Wunder beim Chopin-Wettbewerb nur an zweiter Stelle gereiht wurde. Und auch das Publikum war hundertprozentig für den Kärntner Pianisten und sprach ihm auch den Publikumspreis zu.
Doch er selbst grollt nicht, im Gegenteil: "Wettbewerbe sind immer eine heikle Sache. Und wenn Musik wie Sport bewertet wird, gibt es immer Diskrepanzen. Aber für mich hätte es nicht besser laufen können - selbst wenn ich Erster geworden wäre. Ich bekam einen Exklusivertrag mit der Deutschen Grammophon, den in der bisherigen Geschichte nur erste PreisträgerInnen bekommen haben. Ich kann mich wirklich nicht beklagen."
Anti-Wettbewerbstyp
Ingolf Wunder hat bereits mehrere Wettbewerbe gewonnen. So erhielt er unter anderem Erste Preise beim Steinway-Wettbewerb in Hamburg, bei "Prima la musica" im österreichischen Feldkirch und beim "Concours Musical de France" in Asti. 2001 nahm er am 36. Internationalen Liszt-Wettbewerb in Budapest teil und wurde mit dem Preis der Stadt Budapest ausgezeichnet.
Für ihn ist aber nun die Zeit der Wettbewerbe vorbei, denn er sei ein "Anti-Wettbewerbstyp": "Ich habe mich jedoch für die Teilnahme am Chopin-Wettbewerb entschieden, weil ich mich zusammen mit meinem Mentor Adam Harasiewicz in den letzten zwei Jahren intensiv mit Chopin beschäftigt habe. So habe ich mir auch unsagbaren Stress gemacht, weil ich wusste, dass ich sehr gut vorbereitet war und auch wusste, dass es diesmal klappen könnte. Jetzt bin ich einfach nur froh, nie mehr Wettbewerbe spielen zu müssen."
Lieblingskomponist Chopin
Frédéric Chopin ist der absolute Lieblingskomponist von Ingolf Wunder: "Chopin ist für mich der ideale Komponist für Klavier. Er hat das Klavierspiel revolutioniert. Chopin ist eine Mischung aus Freiheit in einer gewissen Form; das macht ihn auch so schwierig zu spielen. Bei ihm hat man sehr viele Freiheiten, viel mehr als bei klassischen Komponisten, wie Mozart, Beethoven usw., dennoch gibt es immer eine gewisse Form, einen Rahmen. Es ist sehr schwierig, dabei die Balance zu finden."
Ingolf Wunders erste CD bei der Deutschen Grammophon enthält somit ausschließlich Chopin-Werke: Die Sonate Nr. 3, die Ballade Nr. 4, "Andante spianato et grande polonaise" und die "Polonaise fantaisie" Opus 6. Veröffentlicht wird die CD Anfang Juni 2011.
Der Schlüssel ist Balance
Ingolf Wunder ist ein Spätberufener, denn zum Klavier kam er erst im Alter von 14 Jahren, als er plötzlich die Geige ins Eck stellte. Bereits ein Jahr darauf machte er beim Wettbewerb Musica Juventutis im Wiener Konzerthaus mit seiner Interpretation des Mephistowalzers von Franz Liszt auf sich aufmerksam. Dort hat ihn dann der Lehrer Horst Matthäus von der Bruckner Privatuniversität zufällig gehört und sein großes Talent erkannt. Daraufhin studierte Ingolf Wunder am Konservatorium in Klagenfurt und Linz sowie an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.
Acht bis zwölf Stunden täglich übte Ingolf Wunder in seiner Ausbildungszeit. Doch abseits von Disziplin gibt der Kärntner Pianist jungen Talenten folgenden Tipp: "Balance ist eine sehr wichtige Sache und Freude an dem zu haben, was man macht! Man sollte sich nie zwingen, irgendetwas zu machen. Aber natürlich muss man sich selbst auch pushen, weil ohne Arbeit nichts funktioniert."
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