Kühlsysteme in weiterem Kraftwerk ausgefallen

Zwei Reaktoren in Fukushima schmelzen

Im beschädigten Atomkraftwerk Fukushima versuchen die Spezialisten der Betreiberfirma, die Lage in den von einer Kernschmelze bedrohten oder bereits betroffenen Reaktoren mit großen Mengen Meerwasser und Borsäure in den Griff zu bekommen. Mittlerweile sind in einem weiteren Atomkraftwerk, dem AKW Tokai, die Kühlsystem ausgefallen.

Plutonium hoch gefährlich

Reinhard Uhrig, Atomexperte der Umweltorganisation Global 2000, sagt im Gespräch mit Ö1, dass es offensichtlich im Reaktor 1 des AKW Fukushima zu einer Kernschmelze gekommen sei. Bei dem Reaktor 3 soll die Lage unter Kontrolle sein.

Der Reaktor 3 in Fukushima sei besonders gefährlich, so der Experte, weil dieser mit Plutonium arbeite. Plutonium sei einer der am längsten strahlenden und gefährlichsten Stoffe, noch dazu hoch toxisch.

Teilweise 400-fache Strahlung gemessen

Für das Kraftwerk Onagawa hat es zum Zeitpunkt des Gesprächs Entwarnung gegeben. Allerdings werden sehr große Mengen Radioaktivität gemessen. In bestimmten Gebieten soll die 400-fache Strahlung gemessen worden sein. Uhrig betont, dass bei der Explosion von Reaktor 1 radioaktiver Dampf freigesetzt worden sei.

Abendjournal, 13.03.2011

Global 2000-Experte Reinhard Urig im Gespäch mit Ö1

Abendjournal, 13.03.2011

ORF-Korrespondent Jörg Winter berichtet am Telefon direkt aus Tokio

Zwei Reaktoren: Akute Gefahr der Kernschmelze

Die Kühlung der Reaktoren im Atomkraftwerk Fukushima ist und bleibt das allergrößte Problem. Allen voran geht es um die Reaktoren 1 und 3, wo zumindest allem Anschein nach die akute Gefahr einer Kernschmelze besteht. Die Brennstäbe dürften sich durch die Hitze bereits verformt, möglicherweise auch zu schmelzen begonnen haben, zumindest zeitweise bestand im Gebäude von Reaktor drei auch Explosionsgefahr. Eine Beurteilung der momentanen Situation ist für Außen-stehende unmöglich.

Abendjournal, 13.03.2011

Regierung: Dritter Reaktor unter Kontrolle

Ein Sprecher der japanischen Regierung sagte vor kurzem gegenüber der BBC, dass die Einleitung von Wasser und Borsäure in Reaktor drei die Lage unter Kontrolle gebracht habe. Und Noijuko Shikatu, der Regierungssprecher in Tokio wiederholte es. Die Reaktoren ein und drei sind unter Kontrolle.

Kurz davor schien die Situation auch für die Behörden noch anders zu sein, auch wenn Regierung und Betreibergesellschaft die Gefahr einer kompletten Kernschmelze als unwahrscheinlich hinstellten. Immer unter der Voraussetzung, dass der stählerne Schutzbehälter, in dem die Brennstäbe sind, dicht bleibt.

AKW Tokai: Kühlung ausgefallen

Ein Störfall ist vor kurzem aus einem weiteren Atomkraftwerk gemeldet worden, und zwar aus dem AKW Tokai, ebenfalls nördlich von Tokio, aber näher an der japanischen Hauptstadt als Fukushima. Dort dürfte eine Pumpe im Kühlsystem eines der Reaktoren ausgefallen sein.

Geklärt sein dürfte inzwischen eine andere beunruhigende Nachricht der vergangenen Stunden. Das Atomkraftwerk Onagawa, ca 150 Kilometer von Fukushima entfernt, ist unversehrt. Der Alarmzustand, der kurzfristig ausgerufen worden ist, ist laut IAEO auf der niedrigsten Stufe - bezieht sich offenbar auf die Messung radioaktiver Strahlung. Ursache dafür dürfte aber der Unfall in Fukushima sein.