US-Film zeigt Kampf für Gerechtigkeit

"Batty Ann Waters" mit Hillary Swank

1982 wird Kenny Waters in den USA wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Seine Schwester Betty Ann, eine Schulabbrecherin, beschließt, Anwältin zu werden, um die Unschuld ihres Bruders zu beweisen. Nun wurde diese wahre Geschichte mit Oscar-Preisträgerin Hillary Swank und Sam Rockwell verfilmt.

"Batty Ann Waters" ist ab dieser Woche in den heimischen Kinos zu sehen.

Kultur aktuell, 17.03.2011

Allein gegen das System

Es ist eine jener Geschichten, wie sie das amerikanische Kino liebt: ein unschuldig verurteilter Mann aus der sozialen Unterschicht. Und seine Schwester, die nie an dessen Unschuld zweifelt. Sie beschließt, Anwältin zu werden, und stellt sich in ihrem Kampf für Gerechtigkeit allein gegen das System.

Regisseur Tony Goldwin erzählt die beeindruckende Geschichte der Betty Ann Waters auf drei zeitlichen Ebenen, zwischen denen er hin- und herspringt. Zum einen die schwierige Kindheit der Geschwister in den 1960er Jahren, in denen die beiden spaßhalber in fremde Wohnungen einbrechen. Die 80er Jahre mit Kenny und Betty Ann als erwachsene Geschwister, die ein kleinbürgerliches Leben führen, und schließlich Betty Anns Kampf um Gerechtigkeit, der mit der Verhaftung Kennys während der Beerdigung des Großvaters beginnt.

Trend zu wahren Begebenheiten

"Betty Ann Waters" reiht sich in eine Reihe von Filmen ein, die in jüngster Vergangenheit wahre Begebenheiten als Ausgangspunkt genommen haben. Bei den Oscars waren es gleich vier Filme, die nominiert waren. Vom Gewinnerfilm "The King's Speech" über das Boxerdrama "The Fighter", Danny Boyles "127 Stunden" und schließlich "The Social Network" rund um Facebook-Gründer Mark Zuckerberg.

Alle haben sich die Wirklichkeit als Vorlage genommen. Ist es in "127 Stunden" der fesselnde Überlebenswillen eines jungen Mannes und in "Social Network" der American Dream des großen Aufstiegs, so erzählt "Betty Ann Waters" nun den idealistischen Kampf der kleinen Frau gegen das System. Für Regisseur Tony Goldwin eine jener Geschichten, wie sie sonst nur Hollywood schreibt.

Reduzierte Dramaturgie

Um sich das Studium zu finanzieren, kellnerte die junge Frau nebenbei in einem Pub, ihre Ehe zerbrach und ihre beiden Söhne zogen zu ihrem Vater. Sie selbst habe aber nie an ihrer Entscheidung gezweifelt, so Betty Ann Waters. Ihr Bruder habe im Gefängnis immer an sie geglaubt, und das habe ihr Kraft gegeben.

Tony Goldwyn reduziert die Dramaturgie des Films auf die chronologisch relevantesten Ereignisse, ohne dabei den Gefühlslagen der Protagonisten viel Aufmerksamkeit zu schenken. Diese fesselnde Geschichte verkommt so zwar nicht zum pathetischen Melodram, der Film bleibt dadurch aber in einer manchmal etwas langatmigen chronikhaften Struktur stecken.

"Betty Ann Waters" endet mit dem Freispruch Kennys im Jahr 2001. Ein Happy End im Film, aber nicht im realen Leben - Kenny Waters starb nur vier Monate nach seiner Haftentlassung an den Folgen eines Sturzes.