Plante Essl Museum in Klosterneuburg

Großer Staatspreis an Architekt Tesar

Der Architekt Heinz Tesar (71) erhält den Großen Österreichischen Staatspreis 2011, die auf Vorschlag des Kunstsenats zuerkannte höchste Kunst-Auszeichnung der Republik Österreich. Zu seinen bekanntesten Bauten zählen das Essl Museum in Klosterneuburg, der Umbau des Bode-Museums in Berlin sowie das Keltenmuseum in Hallein.

Die Überreichung des Preises findet am 27. Juli 2011 in Salzburg statt.

Architektur als Kunstform

"Mit Heinz Tesar zeichnen wir einen international gefragten Baukünstler aus, der nicht nur auf dem Gebiet der Architektur, sondern auch als Maler, Zeichner und Literat tätig ist", schreibt Kulturministerin Claudia Schmied (SPÖ) in einer Aussendung.

"Der Preis an Heinz Tesar ist natürlich in erster Linie eine große persönliche Auszeichnung. Er ist darüber hinaus aber auch die Anerkennung für die wiedergewonnene Bedeutung von Architektur als Kunstform in Österreich. Tesar steht für eine Bauweise, die sich nicht nur an der Zweckmäßigkeit orientiert. Er ergänzt vielmehr diese Aufgabe mit den spezifischen Botschaften der Gebäude."

Schömer-Haus und Essl-Museum

Mit seinen Bauten hat er wesentliche Markierungen des gesellschaftlichen Lebens in Österreich gesetzt: Das 1987 errichtete Schömer-Haus und das 1999 eröffnete Essl-Museum in Klosterneuburg, die 2000 eingeweihte Kirche in der Donaucity in Wien, das 1993-95 in ein Haus aus dem 17. Jahrhundert integriertes Keltenmuseum in Hallein, oder der Hörsaal des I.S.T. Austria in Maria Gugging.

"Ich wollte einmal Maler werden - wie viele andere auch, die letztlich bei der Architektur gelandet sind", sagte Tesar in einem Gespräch, das Liesbeth Waechter-Böhm für ein 1995 im Springer-Verlag erschienenes Porträt-Buch geführt hat. Doch obwohl er sich für bildende Kunst interessierte, sich mit "Embryobildern" und "Weichmonumenten" beschäftigte, studierte Tesar 1961 bis 1965 an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Roland Rainer Architektur. Nach Auslandsaufenthalten in Hamburg, München und Amsterdam gründete er 1973 sein eigenes Architekturbüro in Wien. Seit 2000 hat er zudem ein weiteres Büro in Berlin.

Wichtige Bauten

Zu seinen wichtigsten Bauten zählen die Evangelische Kirche in Klosterneuburg, der Umbau des Stadttheaters Hallein, das "Haus am Zwinger" in Dresden, ein Bankgebäude in Innsbruck und ein Geschäftshaus am Gendarmenmarkt in Berlin. "Tesars Architektur ist der intensive Objektivierungsversuch eines bewusst subjektiven Standpunkts, jedoch eingeklinkt in die Kontinuität einer mitteleuropäischen Architekturentwicklung", fasst Friedrich Achleitner zusammen. Tesar selbst formuliert sein Credo im APA-Gespräch so: "Für den Inhalt das angemessene Gebäude in seinem jeweiligen Umfeld definieren." Oder kürzer: "Bauten, die Sinn machen."

Tatsächlich lässt sich für Tesars Bauten nur schwer eine wiedererkennbare Typologie und Formensprache finden, jedoch stets die gründliche Analyse der Bauaufgabe feststellen: Das Schömer-Haus wurde nicht nur Firmensitz, sondern mit seiner ovalen Mittelhalle, den umlaufenden Galerien und der käfigartigen Feststiege gleichzeitig zur repräsentativen Heimstätte einer außerordentlichen Kunstsammlung, der er über ein Jahrzehnt später am Rande der Klosterneuburger Au einen seiner Funktion untergeordneten und dennoch prägnanten Museumsbau schaffen konnte.

Souveräner Einsatz von Lichtöffnungen

Für seine katholische Kirche "Christus, Hoffnung der Welt" in der Wiener Donaucity entwickelte Tesar den souveränen Einsatz von Lichtöffnungen für spirituelle Raumwirkungen weiter, den er bereits ein paar Jahre zuvor bei der evangelischen Kirche Klosterneuburg bewiesen hatte. Der mit Chromstahlplatten verkleidete, niedrige Bau behauptet sich so elegant gegen die Baumassen-Dominanz der umliegenden Hochhäuser in der Donaucity.

Seit den 1980er Jahren lehrte Heinz Tesar an verschiedenen Universitäten in Europa und Amerika, außerdem erhielt er zahlreiche Auszeichnungen. 2005 war im Münchner Architekturmuseum eine umfassende Ausstellung zum Werk Tesars zu sehen, 2008 hatte er die erste Einzelausstellung eines zeitgenössischen österreichischen Architekten in Japan. Eine rege Vortragstätigkeit brachte Heinz Tesar 2008/09 neben Japan auch in die USA und in den Iran, nach Frankreich, Italien, Ungarn und Deutschland.

Tesar wünscht sich Schulbau

Aktuell arbeitet Tesar an einem Büro- und Geschäftsgebäude in der Innsbrucker Stadtmitte, zwei Museumsprojekte in Italien, darunter das Museum für Medizin in Padua, sowie die Planung eines Generalates für die Halleiner Franziskanerinnen. Auf seiner Wunschliste steht allerdings eine Schule - nicht zuletzt angesichts der Bildungsdebatte. Die "Regenerierung des Inhalts" schwebt ihm dabei vor - schließlich ist Architektur für den designierten Staatspreisträger "sowohl gebaut wie auch ungebaut immer ein Statement zur Zeit, zur aktuellen Situation".