In der Exorzismus-Schule

Das Ritual

Schon die Filme "Der Exorzismus der Emily Rose" und "Requiem" brachten vor einigen Jahren wahre Begebenheiten rund um Exorzismus auf die Leinwand. Diese Woche kommt mit "Das Ritual" ein weiterer Film in die heimischen Kinos, der sich in Zusammenhang mit Exorzismus auf die Wirklichkeit beruft. Der Film führt den Zuschauer in den Vatikan und dessen Exorzismus-Schule.

Religiöser Wahn oder der reale Kampf gegen den Teufel? Beim jungen amerikanischen Priester Michael Kovak, der im Vatikan eine Exorzistenausbildung machen soll, überwiegt anfangs die Skepsis gegenüber diesem Ritual, und gemeinsam mit einer jungen Journalistin macht er sich auf die Suche nach der Wahrheit.

Doch Skeptiker sind im Seminar nicht erwünscht, und Michael wird zu Pater Lucas geschickt, der den vermeintlich Besessenen die vermeintlichen Dämonen austreibt. Und Michael wird Zeuge eines Exorzismus an einer jungen schwangeren Frau.

Klassische Horrorelemente

Der erste große Kinohit, der einen Exorzismus auf die Leinwand brachte, war "Der Exorzist" im Jahr 1973. Ein zwölfjähriges Mädchen ist besessen - die Unschuld des Kindes in den Händen des Teufels. Ans Bett gefesselt, dämonisch geweitete Augen und fluchend. Ein Kassenschlager.

Das religiöse Ritual soll lösen, woran die Medizin gescheitert ist. Es ist das scheinbar Unerklärliche, das den Exorzismus für das Kino so spannend macht. Das Abnormale, das in seiner übersteigerten Darstellung im Film mit klassischen Horrorelementen spielt. Schaurig verstellte Stimmen, verrenkte Gliedmaßen und übernatürliche Kräfte. Dazu der Kampf von Gut gegen Böse, der Priester, der sich mit Kreuz, Weihwasser und Gebet dem Dämon entgegenstellt.

Krankheit vs. Katholizismus

Anders als bei den meisten Horrorfilmen, berufen sich Exorzismus-Filme immer wieder auch auf wahre Begebenheiten. Die beiden Filme "Der Exorzismus der Emily Rose" sowie die deutsche Produktion "Requiem" haben sich beide auf höchst unterschiedliche Weise den realen Exorzismus der Anneliese Michel als Vorlage genommen.

Während "Der Exorzismus der Emily Rose" zwischen Gerichtsdrama und Gruselschocker letztlich suggeriert, die junge Frau könne tatsächlich von einem Dämon besessen sein, arbeitet "Requiem" diesen religiösen Wahn subtiler auf. Der Enge des streng katholischen Elternhauses stellt Regisseur Hans Christian Schmid die plötzliche Befreitheit der jungen Frau an ihrem Studienort gegenüber. Doch durch die Krankheit bleibt das Stadtleben ein schwer kalkulierbares Risiko, der Rückzug in den Glauben verspricht Gewissheit. Die Frau begibt sich in die Obhut der Geistlichen und es kommt zur Tragödie.

Anfangs überwiegt die Skepsis

Auch "Das Ritual" beruft sich auf wahre Begebenheiten. Tatsächlich bildet der Vatikan bis heute Exorzisten aus. Allein im Jahr 2003 waren es über 200. Der Film basiert auf einem Buch des Journalisten Matt Baglio, der einen kalifornischen Pater durch seine Exorzisten-Ausbildung begleitet hat. Die Realität, so Baglio, sei dabei oft weit befremdender als man glaubt.

Michael begleitet Pater Lucas, und lange Zeit überwiegt beim jungen Priester tatsächlich die Skepsis. Doch dann beginnt er die Stimmen von Toten zu hören, sieht dämonische Gestalten und glaubt, verrückt zu werden. Am Ende muss Michael glauben, um zu siegen, wenn plötzlich Pater Lucas selbst besessen ist.

Fahler Beigeschmack

Die Vatikanzeitung "L'Osservatore Romano" lobte den Film kürzlich für sein positives Priesterbild. Der Film verfalle nicht genreüblichen Klischees und "ob man daran glaube oder nicht: Der Teufel existiert." So bleibt am Ende dieses Films ein fahler Beigeschmack von religiöser Besessenheit, von der ihn auch ein großartiger Anthony Hopkins nicht befreien kann.

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