Bebenkatastrophe steht im Vordergrund
Botschafter: Medien übertreiben
Was ist von den Informationen der japanischen Regierung zu halten, dass sich die Lage stabilisiert? Der EU-Botschafter in Japan, der Österreicher Hans Dietmar Schweisgut, vertraut den Regierungsangaben und kritisiert die ausländische Berichterstattung als übertrieben. "Presse"-Redakteur Stefan Riecher hat in Japan andere Eindrücke gesammelt.
8. April 2017, 21:58
"Im Journal zu Gast"
EU-Botschafter Hans Dietmar Schweisgut und "Presse"-Redakteur Stefan Riecher im Mittagsjournal-Interview am 19.03.2011 mit
Sorge um Erdbebenopfer überwiegt
Die Stimmung in Tokio werde von Ausland aus oft falsch eingeschätzt, meint EU-Botschafter Schweisgut im Ö1-Interview "Im Journal zu Gast". Schweisgut: "Hier in Tokio hat es 20 Grad, die Leute sind auf der Straße, die Geschäfte sind voll, ich habe heute mein eigenes Auto vollgetankt. In den japanischen Nachrichten überwiegt die Sorge um die Vermissten nach dem Erdbeben und die Versorgung der Obdachlosen." Daneben gebe es die Sorge in Fukushima und eine mögliche Bedrohung für Tokio, "aber wir sind nicht alle in Panik deswegen." Derzeit bestehe kein Grund, Tokio zu verlassen. Man arbeite aber mit einem reduzierten Mitarbeiterstab und habe Vorsorge getroffen, nötigenfalls nach Osaka zu übersiedeln. Doch den Angaben der Regierung vertraue er.
Journalist: Vertrauen verloren
"Presse"-Redakteur Stefan Riecher berichtet ebenfalls "Im Journal zu Gast" nach seiner Rückkehr vom japanischen Katastrophengebiet, er habe das Vertrauen in die Angaben der japanischen Regierung verloren. Während die Regierung beteuerte, alles unter Kontrolle zu haben, sei die Bevölkerung Fukushima über Lautsprecher gewarnt worden, das Haus nicht zu verlassen.
"Unverantwortliche" Medien
Botschafter Schweisgut hingegen hält die internationale Berichterstattung über die Vorgänge in Fukushima für übertrieben: "Wir haben das gestern im Kollegenkreis diskutiert. Und wir halten teilweise die Berichterstattung der internationalen Medien für unverantwortlich." Als Beispiel nennt er einen französischen Bericht, wonach Tokio einer Geisterstadt sei und sich die Frage stelle, ob Japan jemals wieder bewohnbar wäre.
Man sei sicherlich in einer sehr ernsten Situation, aber für die Japaner stehe die Zerstörung durch den Tsunami im Vordergrund, so Schweisgut. Riecher hält dem entgegen, dass er in einer zerstörten Hafenstadt nur wenige Helfer gesehen habe. Er gesteht aber ein, dass manche europäische Medien zur Übertreibung neigen, was am starken Einfluss der "Anti-Atom-Lobby" liege. Die Zerstörungen im Tsunami-Gebiet schildert Riecher als verheerend. Er erwartet, dass die Opferzahlen noch deutlich nach oben revidiert werden müssen.
Während des Interviews mit Botschafter Schweisgut wurde Japan von einem heftigen Nachbeben erschüttert.
Die aktuelle Lage in ORF.at
Spenden für Japan
ASBÖ: PSK 1,834.000
Care: PSK 1,236.000, Kennwort: Japan
Caritas: PSK 7.700 004, Kennwort: Erdbeben Japan
Diakonie: PSK 23.13.300, KW: Erdbeben Japan Hilfswerk Austria: PSK 90.001.002,
Kennwort "Erdbeben Japan"
Rotes Kreuz: PSK 2.345.000, BLZ 60.000
Volkshilfe: PSK 1.740.400, Kennwort: Japan
World Vision Österreich: PSK 90 890000, Kennwort: Erdbeben Japan
Service
Japanisches Strahlenmessnetz
Österreichisches Strahlenfrühwarnsystem
ZAMG Prognose der Ausbreitung der Wolke
Zentrale Begriffe: Von Cäsium bis Super-GAU (science.ORF.at)
Tokyo Electric Power Company
Zentrale Japan-Hotline der Bundesregierung:
Telefon 059133/9500